Syrien: Türkisches Vorgehen gegen Kurden gefährdet Zivilbevölkerung
Ost-Ghuta in Syrien befindet sich momentan im Ausnahmezustand. Das Szenario erinnert an die Ausschreitungen in Aleppo im Jahr 2016, die USA bezeichnen die Geschehnisse als humanitäre Katastrophe. Seit Beginn der Angriffe wurden 335 Zivilisten getötet, 1500 wurden verletzt. Das Rebellengebiet zählt ungefähr 400.000 Einwohner und zu den wenigen Regionen Syriens, die nicht vom autoritären Machthaber Baschar al-Assad kontrolliert werden. Stattdessen herrscht die kurdische Miliz YPG über die Region. 1) dw: Ost-Ghuta in Syrien: Die Angst vor einem zweiten Aleppo; Artikel vom 21.02.2018 2) Zeit: Tote und Verletzte bei neuen Angriffen auf Ostghuta; Artikel vom 22.02.2018
Im März 2013 entzündeten sich Proteste gegen das syrische Regime al-Assad’s. Diese spitzen sich in einen seit fünf Jahren andauernden Bürgerkrieg zu. An dem Konfliktherd sind diverse Akteure beteiligt, eine Lösung zu finden, ist kompliziert. Al-Assad bekämpft seine Gegner gnadenlos, der Diktator wird dabei unter anderem von Russland unterstützt. Gegen das autoritäre Regime kämpfen verschiedene Rebellengruppen und islamistische Terrororganisationen. Die von der YPG regierte Stadt Ost-Ghuta, nahe der Hauptstadt Damaskus, wurde seit Wochen von Regierungstruppen eingeschlossen. Al-Assad konnte dadurch die Belieferung mit Benzin und Arznei-, Lebens- und Hilfsmitteln erfolgreich verhindern. Innerhalb der letzten Tage bombardierte die Regierung die geschwächte Stadt. Die syrischen und russischen Luftgeschosse explodierten unter anderem in Krankenhäusern. Vor Ort wird die Situation nicht als ein Krieg, sondern als ein Massaker empfunden. Ein Kommandeur der syrischen Armee kündigte eine Bodenoffensive an. Der Ablauf des Angriffs erinnert an die Belagerung der Stadt Aleppo. Ziel ist es, Krankenhäuser und Schulen so lange zu attackieren, bis sich die YPG ergibt. Dies dürfte auch im Interesse der Türkei sein, die ebenfalls in den Konflikt involviert ist und die YPG als Terrororganisation und Nachfolger der verbotenen kurdischen Rebellengruppe PKK einstuft. 3) spiegel: „Wenn ihr nach Hilfe schreit, wird euch niemand hören“; Artikel vom 20.02.2018
Neben Ost-Ghuta zählt auch Afrin zu den von der kurdischen Rebellengruppe YPG kontrollierten Gebieten. Die Türkei will sich nun zur Aufgabe machen, die Rebellengruppe aus Afrin zu vertreiben. Fast eine halbe Million Einwohner zählt die Stadt – diese fürchten nun ebenfalls belagert, ausgehungert und anschließend bombardiert zu werden, denn der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan meint es ernst. Er kündigte das Vorhaben der Türkei, die YPG nicht nur aus Afrin, sondern aus ganz Syrien zu vertreiben, an. Dazu zählt auch die Stadt Manbidsch, in der neben der Rebellengruppe US-Soldaten stationiert sind. Die Türkei riskiert damit Konflikte innerhalb der NATO und trägt zu den Konflikten und der komplexen Struktur in Syrien bei. Leidtragende sind dabei wie so oft die Zivilisten. 4) spiegel: Bleibt Erdogan stur, wird es fürchterlich; Artikel vom 13.02.2018
Fußnoten und Quellen:
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