Asien und Afrika: Menschen werden durch den Klimawandel krank
Aedes aegypti ist einer der Gewinner der Erderwärmung. Die Stechmücke ist vor allem in subtropischen und tropischen Regionen zu finden. Dank der steigenden Temperaturen weltweit kann sie sich jedoch mehr und mehr ausbreiten und siedelt inzwischen wohl auch schon in Südeuropa, Südamerika und Australien. Zumindest erkranken auch dort Menschen am Dengue-Virus, welches das Dengue-Fieber auslöst und von Aedes aegypti übertragen wird. Neben hohem Fieber treten Symptome wie Übelkeit, Schüttelfrost sowie Muskel- und Kopfschmerzen auf – ähnlich wie bei einem grippalen Infekt. Bei schwereren Verläufen kommt es zu Schockzuständen und Blutungen, die tödlich enden können. Beim Dengue-Fieber handelt es sich um die von Stechmücken übertragene Krankheit, welche sich am schnellsten ausbreitet und deswegen auch als emerging disease bezeichnet wird. Die Fallzahlen haben sich von 1960 bis 2010 verdreißigfacht. Die WHO schätzt die Zahl der Erkrankungen auf 50 bis 100 Millionen jährlich. 1) Zeit Online: Das Klima wird zur Gesundheitsgefahr; 31.10.2017 2) Tropeninstitut.de: Denguefieber; Stand vom 07.11.2017
Mit dem fortschreitenden Klimawandel werden die Infizierungsraten beim Dengue-Virus weiter steigen. Dies ist nur eine der Folgen, welche der nun veröffentlichte „The Lancet Countdown on Health and Climate Change“ voraussagt. 3) Lancet Countdwon: The 2017 Report of the Lancet Countdwon; Stand vom 07.11.2017 Unter dem Namen „The Lancet Countdown“ recherchierte eine Kommission aus 24 Institutionen, darunter die WHO, die Weltbank und führende Universitäten, im Zeitraum von 2000 bis 2016 die Entwicklung von 40 Schlüsselindikatoren des Klimawandels. Die Folgen für die Gesundheit seien bereits in vielen Bereichen spürbar, schreiben Nick Watts vom University College London und Mitarbeiter in dem 50-seitigen Bericht. 4) Aerzteblatt.de: Medizin: Klimawandel schädigt bereits die Gesundheit von Millionen Menschen weltweit; 01.11.2017
Die Temperaturen weltweit sind laut dem Report seit Beginn des Jahrhunderts um 0,4 °C gestiegen – im Durchschnitt. In stark besiedelten Gebieten wie Indien, China und Afrika sei der Anstieg deutlich höher. Die Folge sind Ernteverluste. Gerade in klimagefährdeten Regionen, in denen die Menschen von selbst angebauten Lebensmitteln leben, droht laut der Studie Unterernährung. Für Kleinbauern ist es extrem schwierig, ihre Landwirtschaft so kurzfristig an neue Gegebenheiten anzupassen. In besonders armen und vom Klimawandel betroffenen Ländern in Asien und Afrika hat sich die Zahl der unterernährten Menschen seit 1990 von 398 Millionen auf 422 Millionen erhöht. Die weltweite Weizenernte sinkt jedes Mal um sechs Prozent und die Reiserträge schwinden um zehn Prozent, sobald sich die Erdtemperatur um ein Grad erhöht, schreiben die Autoren. Zudem bedrohen wärmere Ozeane den Fischfang. Durch schwindende Fischbestände drohe 1,4 Milliarden Menschen die Unterversorgung mit zentralen Mikronährstoffen wie Zink und Omega-3-Fettsäuren. 5) Aerzteblatt.de: Medizin: Klimawandel schädigt bereits die Gesundheit von Millionen Menschen weltweit; 01.11.2017 6) Zeit Online: Das Klima wird zur Gesundheitsgefahr; 31.10.2017
Neben Unterernährung und Dengue-Mücken kämpfen immer mehr Länder zudem mit extremer Hitze und Hitzewellen. Im Jahr 2015 hat die Zahl der Menschen, die Hitzeperioden ausgesetzt waren, um 125 Millionen zugenommen. Die Folgen reichen von Hitzestress oder Hitzschlag bis zu Nierenschädigungen aufgrund von Dehydrierung. Im Jahr 2050 könnten bis zu eine Milliarde Menschen direkt an den Folgen von Hitzewellen leiden, schätzen die Forscher. Laut einer Studie des Magazins „Science Advances“ kann es im Laufe der nächsten Jahrzehnte sogar soweit kommen, dass große Teile Südasiens für Menschen unbewohnbar werden. Grund hierfür wird eine lebensfeindliche Mischung aus Hitze und Luftfeuchtigkeit sein. Erst im Jahr 2015 fanden bei einer Hitzewelle in Indien und Pakistan 3.500 Menschen den Tod. 7) Asienzeitung: Klimastudie Asien: Flucht vor unerträglich feuchter Hitze; nicht mehr verfügbar Die steigenden Temperaturen haben außerdem zur Folge, dass es an immer mehr Tagen zu heiß ist, um draußen zu arbeiten. Das Konzentrationsvermögen und die Produktivität sinken bei zu hohen Temperaturen. Im vergangenen Jahr verloren aus diesem Grund weltweit mehr als 920.000 Menschen ihre Jobs und damit ihr Existenzgrundlage, 418.000 davon allein in Indien. 8) Zeit Online: Das Klima wird zur Gesundheitsgefahr; 31.10.2017
Ein weiteres großes Problem ist die zunehmende Luftverschmutzung. Neben dem Fakt, dass diese ein wesentlicher Treiber des Klimawandels ist, führte die verschmutze Luft im Jahr 2015 in 21 asiatischen Ländern zu mehr als 803.000 vorzeitigen Todesfällen. In 87 Prozent der Städte weltweit würden zudem die Feinstaub-Grenzwerte der WHO regelmäßig überschritten, so die Forscher. Die stickige Luft führt nicht selten zu Asthma, Lungenproblemen und Hautreizungen. 9) Zeit Online: Das Klima wird zur Gesundheitsgefahr; 31.10.2017 10) The Guardian: Climate change isn´t just hurting the planet – it´s a public health emergency; 31.10.2017
Der Klimawandel hat negative Auswirkungen – sowohl auf unseren Planeten als auch auf uns Menschen. Das hat der Bericht deutlich gezeigt. Nicht ohne Grund verlassen heute 60 Prozent mehr Menschen als noch vor 40 Jahren ihre Heimat, weil diese aufgrund von Klimafolgen nicht mehr bewohnbar ist. Im Jahr 2015 waren es allein 3,7 Millionen in Indien, 2,6 Millionen in Nepal und 500.000 in Bangladesch. In fast jedem asiatischen Land werden laut einer Studie des Bonn International Center for Conversion Umweltfaktoren als eine der Fluchtursachen genannt. 11) BICC: Flucht und Binnenvertreibung in Asien: Ansatzpunkte für und Grenzen der Entwicklungszusammenarbeit; Februar 2017 Die Zahl dieser Vertriebenen ist mehr als doppelt so groß als die Zahl der Vertriebenen durch Konflikte und Gewalt. 12) Greenpeace: Klimawandel, Migration und Vertreibung; Stand vom 07.11.2017
Die Bekämpfung des Klimawandels wird von den Autoren als dringend notwendig angesehen. Die Forscher befürworten daher Maßnahmen, die der Erderwärmung entgegenwirken, wie beispielsweise den Ausstieg vieler Länder aus der Kohleenergie, welche für einen Großteil der Treibhausgase und Luftverschmutzung verantwortlich ist. „Rund um den Globus wird mehr und mehr nach Antworten gesucht, was aber nicht schnell genug geht“, erläutert Nick Watts, Geschäftsführer von „The Lancet Countdown“. „Wir müssen uns noch mehr bemühen“ ergänzt Christiana Figueres, Vorsitzende des hochrangigen Beirats des Lancet Countdown. „Wenn ein Arzt uns sagt, dass wir besser auf unsere Gesundheit achten müssen, machen wir das, und es ist wichtig, dass die Regierungen das Gleiche tun.“ 13) The Verge: From heat stress to malnutrition, climate change is already making us sick; 30.10.2017
Fußnoten und Quellen:
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