Kritik zum aktuellen Welternährungstag und zur Weltbank-Tagung
Am Welternährungstag, dem 16.10.2017, standen primär die Themen Gewalt und Konflikte im Vordergrund. Der Exekutivdirektor des UN World Food Programme (WFP), David Beasley, bestätigt, dass sich in etwa 60 Prozent der Menschen, die Hunger erleben, auch in Konfliktsituationen befinden und bestärkt damit den Link zwischen Hungersleiden und Gewalt. 1) Entwicklungspolitik Online: Welternährungstag WFP ruft zur Beendigung gewaltsamer Konflikte auf; Veröffentlicht am 16.10.2017 2) World Food Programme Online: As Hunger Surges, WFP Chief Appeals For Peace On World Food Day; Veröffentlicht am 13.10.2017 Nicht nur der Welthungertag wirft Licht auf die Themen Krieg und Konflikte und deren Konsequenzen für Hunger. Die Jahrestagung der Weltbank fand vom 13. bis 15. Oktober in Washington statt und behandelte ihren Beitrag zu Klimawandel und Krisen. Dabei spielte die Kapitalerhöhung eine zentrale Rolle, mit der die Weltbank handlungsfähig bleibt. Denn nur in diesem Fall kann sie eine Mithilfe im Kampf gegen Armut und Klimawandel darstellen. Dies bestätigte auch Thomas Silberhorn, Parlamentarischer Staatssekretär beim BMZ, mit den Worten: „Investieren wir jetzt nicht in die Bekämpfung der Armut und des Klimawandels, werden die Krisen in Zukunft noch drastischer ausfallen. Die Weltbank muss handlungsfähig bleiben – dafür braucht sie mehr Kapital.“ 3) BMZ Online: Diskussion um Kapitalerhöhung, Fortschritte im Kampf gegen den Klimawandel; Veröffentlicht am 13.10.2017
Wenngleich sowohl der Welternährungstag und die Weltbank gute Ambitionen haben, so sollte eine gerechte Umsetzung an erster Stelle stehen. Allerdings gibt es teils starke Kritik an der Ausführung der Weltbank. Schon vor 2 Jahren äußerte sich der Menschenrechtsaktivist Knud Vöcking negativ über die Arbeitsweise des globalen Entwicklungsfinanzierers. In einem Interview mit der SZ beklagt Vöcking die Vernachlässigung der Nachhaltigkeit vieler Projekte und die Betonung von Vorhaben, die zügig hohe Geldsummen investieren. Aber auch die Versäumnis von Schutzmaßnahmen wird stark kritisiert. Darunter fallen beispielsweise bei einem geplanten Staudammbau die Vorwarnung der Umsiedlung und ähnlich gute Umstände in der neuen Wohnlage. 3,4 Millionen Menschen verloren im letzten Jahrzehnt jedoch ihre Einnahmequelle oder wurden durch Projekte vertrieben, die mithilfe der Weltbank finanziert wurden. 4) Süddeutsche Zeitung Online: Der kleine Mann geht leer aus; Veröffentlicht am 16.04.2015 5) Süddeutsche Zeitung Online: Wie Weltbank-Projekte den Ärmsten schaden; Veröffentlicht am 16.04.2015 Wenn auch der Welternährungstag wachrütteln und der Öffentlichkeit aufzeigen soll, dass fast eine Milliarde Menschen der Weltbevölkerung Hunger ertragen muss, hat sich die Situation in vielen Regionen schon seit Jahren nicht geändert.
Zudem hat sich unter anderem Deutschland die Beteiligung an Entwicklungsförderung zum Ziel gesetzt. Mit 4,1 Prozent hat die Bundesrepublik den viertgrößten Anteil an der Weltbank. Aus diesem Grund und dem permanenten Sitz im Rat, trägt Deutschland eine Mitverantwortung zu dessen Handlungen. Gerd Müller, Bundesentwicklungsminister, äußerte sich zugleich hinsichtlich des Welternährungstags: „Am meisten wird dort gehungert, wo Kriege toben. Frieden ist die Voraussetzung für die Lösung des Hungerproblems. Daneben müssen die Staaten besonders auf dem afrikanischen Kontinent die Entwicklung der Landwirtschaft zum Schwerpunkt machen. Afrika kann sich selbst ernähren, eine Welt ohne Hunger ist möglich. Wir müssen dazu unseren Beitrag leisten, indem wir unser Wissen gezielt in die berufliche Ausbildung der Länder investieren. So haben wir in den vergangenen Jahren 14 grüne Innovationszentren aufgebaut.“ Darüber hinaus kritisiert Müller die ungerechte Verteilung von Nahrung und benennt sie als Mitursache von Hunger. Anstatt beachtliche Geldsummen für die Entwicklungshilfe bereit zu stellen, solle der inländische Markt für Produkte von beispielsweise Afrika geöffnet werden, so Müller. Obwohl die Vorhaben der Bundesrepublik als lobenswürdig zu beurteilen sind, so ist die Umsetzung teilweise fraglich. Da die Standards für Lebensmittel in Deutschland enorm hoch sind, können afrikanische Produkte aber nicht am deutschen Markt teilhaben. Man berate deswegen die Exporteure, erklärt Müller. 6) Göttinger Tagblatt Online: Eine Welt ohne Hunger ist möglich; nicht mehr verfügbar
In einem Punkt sind sich allerdings alle beteiligten Organisationen einig: Hunger, Krieg und Konflikte betreffen Millionen von Menschen und ohne das Eingreifen der Industriestaaten wird sich die aktuelle Lage nicht verbessern, sondern womöglich drastisch verschlechtern.
Fußnoten und Quellen:
Keine Kommentare