UN-Alarm: 838 Millionen Menschen im Jahr 2017 von Hungerkrisen betroffen
In einem neuen Bericht von insgesamt fünf UN- und Hilfsorganisationen, der am 15.09.2017 von der Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation der Vereinten Nationen (FAOUN) veröffentlicht wurde, tritt eine besorgniserregende Entwicklung zutage: Ein Anstieg der hungernden Menschen weltweit innerhalb eines Jahres (von 2015 bis 2016) um 38 Millionen auf insgesamt 815 Millionen übersteigt das Ausmaß jeder anderen derzeitigen Krise. Es ist der größte Anstieg an Unterernährung seit einem Jahrhundert zu verzeichnen. Davon waren 207 Millionen Kinder betroffen, Tendenz stark steigend. Kriege, Vertreibung bzw. Flucht, der Klimawandel (Flutkatastrophen, Dürren) und Seuchen zählen zu den wichtigsten Ursachen. 1) RT-Deutsch: UN: Größter Anstieg an Unterernährung seit einem Jahrhundert: 815 Millionen Menschen hungern; nicht mehr verfügbar 2) Der Tagesspiegel: Zahl der Hungerleidenden steigt wieder deutlich; 15.09.2017
Auch wenn die Zahl der Hungerleidenden aufgrund der Verbesserung der globalen Lebensmittelversorgung seit Jahren sank, steigt diese Zahl nun wieder sehr stark an. Damit ist das Ziel, Hunger und Mangelernährung bis zum Jahr 2030 komplett zu beseitigen, wieder in weite Ferne gerückt. Es kann laut UN nur erreicht werden, wenn Frieden und Stabilität herrschten. Südsudan, Jemen, Nigeria und Somalia sind Staaten, die momentan alle eine Hungersnot erleben. Schon jetzt sind in diesen Ländern im Vergleich zum Vorjahr 23 Millionen Menschen mehr vom Hungertod bedroht. Global ist diese Zahl auf 838 Millionen Menschen angestiegen. Das entspricht elf Prozent der Weltbevölkerung. Darunter sind 70 Millionen (Binnen-)Flüchtlinge. 3) RT-Deutsch: UN: Größter Anstieg an Unterernährung seit einem Jahrhundert: 815 Millionen Menschen hungern; nicht mehr verfügbar 4) Heute.de: Hungersnot: Das Leid der Kinder; nicht mehr verfügbar
155 Millionen Kinder erreichen nicht die ihrem Alter entsprechende Größe und zusätzlich haben 52 Millionen starken Muskelschwund. Demgegenüber stehen etwa 40 Millionen übergewichtige Kinder in Industrieländern. Etwa die Hälfte aller Hungerleidenden befindet sich in Gebieten, welche von gewaltsamen Konflikten geprägt sind. Die Industrieländer tragen an diesen Konflikten zum großen Teil eine Mitschuld. 5) RT-Deutsch: UN: Größter Anstieg an Unterernährung seit einem Jahrhundert: 815 Millionen Menschen hungern; nicht mehr verfügbar
Im Südsudan konnte 2017 noch ein Massensterben durch humanitäre Hilfsaktionen von UNICEF verhindert werden. Dort wurde die Warnstufe von Hungersnot auf „Notsituation“ zwar heruntergestuft, doch trotzdem sind Millionen auf Hilfe angewiesen. Der Nothilfedirektor der UN für Ernährung und Landwirtschaft (FAO) sagte dazu: „Diese Krise ist nicht vorbei. Wir schaffen es gerade so, die Menschen am Leben zu halten, aber viel zu viele leiden unter extremem Hunger und stehen am Rand einer Klippe.“ Die drei UN-Organisationen UNICEF, WFP und FAO warnen: „Diese Krise wird sich verschlechtern und Millionen von Menschen droht der Hungertod, wenn die humanitäre Hilfe nachlässt. Ein Ende des Konflikts ist dringend nötig.“ 6) Unicef.de: Südsudan: Hungersnot vorerst zu Ende, aber Hunger bleibt; 21.06.2017
Im Jemen ist seit Anfang 2015 ein Machtkampf zwischen schiitischen Huthi-Rebellen und der sunnitisch geprägten Zentralregierung für die Ernährungssituation der Bevölkerung verantwortlich, an dem auch seit 2015 Saudi-Arabien mit Luftangriffen teilnimmt. Außerdem haben weitere arabische Staaten sowie Großbritannien, USA und Frankreich diese Angriffe unterstützt. Im Jemen brauchen derzeit 6,8 Millionen Menschen dringend Nahrungsmittelhilfe. Von den benötigten 2,1 Milliarden US-Dollar wurden bisher erst 14 Prozent zugesagt. Die Cholera-Epidemie macht vielen Menschen zusätzlich zu schaffen. 700.000 Menschen haben sich damit infiziert. 7) BILD: Hungersnot im Jemen / Wettlauf gegen die Zeit /Hilfsorganisationen schlagen Alarm; 25.04.2017 8) Tagesspiegel: „Die Cholera hat das ganze Land erfasst“; 19.09.2017
Der Präsident des Deutschen Roten Kreuzes (DRK), Dr. Rudolf Seiters, bezeichnete die mangelhafte Hilfe gegen den Hunger in Nigeria (und anderen Ländern) als „beschämend“: „Wenn wir jetzt nicht helfen, droht die größte humanitäre Katastrophe seit Jahrzehnten.“ Laut Seiters tue die Weltgemeinschaft nicht genug. Derzeit leisten 8 der 193 vertretenen Länder in den Vereinten Nationen 90 Prozent der Spenden. Der Rest enthält sich. Für das nächste halbe Jahr bräuchte man für die Ernährung der 1,8 Millionen Menschen in Nigeria 228 Millionen Euro. Es sind nur 15 Prozent angekommen. Das Weltgesundheitsprogramm müsse dementsprechend die Hilfe kürzen, sollte das Geld weiter ausbleiben. 9) Zeit-Online: UN beklagen zu wenig Hilfe für Nigeria;15.04.2017
Mehr als 6 Millionen Menschen sind auch in Somalia auf humanitäre Hilfe angewiesen. 250.000 Somaliern brachte die Hungersnot des Jahres 2011 den Tod, die aktuelle Krise im Land könnte laut der Aussage der UNO heute noch schlimmer werden. Eine Million Somalier sind in Nachbarländer geflohen, eine Million sind Binnenflüchtlinge. Dieses Land ist ein Musterbeispiel für einen gescheiterten Staat. Seit Jahrzehnten des Kampfes bzw. Bürgerkrieges und der daraus resultierenden funktionsunfähigen Regierung zählt es zu den unterentwickeltsten Ländern der Welt. Anfang 2016 bat Somalia die internationale Gemeinschaft um Hilfe bei der verheerenden Situation, jedoch ist von dem benötigten Geld nur ein Bruchteil zusammen gekommen. 10) BILD: Afrika hungert – vergesst uns nicht!;15.04.2017
Wenn nichts gegen diese schwerwiegenden Zustände getan wird und die Politik und Wirtschaft in dieser Hinsicht nicht einen Richtungswechsel vornehmen sowie auch die Wohlhabenden nicht ihren Beitrag leisten, droht eine ganze Generation in den betroffenen Ländern zu sterben. Es droht die größte humantäre Katastrophe seit dem 2. Weltkrieg.
Fußnoten und Quellen:
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