Gambia: EU unterstützte Diktator des wirtschaftlichen Ruins
Kafuta: Ein Dorf im westafrikanischen Land Gambia, die Einwohner feiern die neue demokratische Regierung, die im Januar 2017 auch von Yahya Jammeh, der 22 Jahre lang Präsident in Gambia war, anerkannt wurde und das Ende seiner mehr als zwei Jahrzehnte andauernden Diktatur. Allerdings erscheinen keine Männer, nur Frauen und Kinder. Die meisten Männer sind auf der Flucht nach Europa.
Prozentual an der Einwohnerzahl gemessen hat Gambia eine der höchsten Emigrationsraten weltweit. Bei ca. 1,8 Millionen Einwohnern wurden 2015 in Italien mehr als 8.500 gambische Flüchtlinge gezählt. Die Männer, die nach Europa kommen, schaffen einen Anreiz für andere. So folgt eine Flucht der nächsten 1) Das Erste: Gambia: Flucht um jeden Preis – Dörfer ohne Männer; Artikel vom 20.02.17 2) Frankfurter Allgemeine: Jammeh kündigt Rücktritt an; Artikel vom 21.01.17 3) DW: Hoffnung Europa: woher kommen die afrikanischen Flüchtlinge?; Artikel vom 24.04.16 . Dass vor allem junge Männer aus dem Land fliehen, liegt an der weitverbreiteten Armut und Perspektivlosigkeit. Zuerst wandern die Menschen von den ländlichen Regionen in die Städte, später nach Europa 4) n-tv: Warum die Menschen Afrika verlassen; Artikel vom 11.11.15 .
2008 drohte Präsident Jammeh allen homosexuellen Gambiern mit der Hinrichtung, sofern sie das Land nicht umgehend verlassen würden, dabei wird ihm vorgeworfen diese Menschen gefoltert zu haben, darunter auch Minderjährige. Homosexualität ist seit der Gründung Gambias 1888 durch Großbritannien illegal. 2014 wurden die Gesetze verschärft. Homosexualität wird mit einer lebenslangen Haft bestraft. 5) Die Presse: Gambias abgesagte Sensation; Artikel vom 10.12.16 . 6) Queer.de: Wahlniederlage für Homo-Hasser Yahya Jammeh; Artikel vom 05.12.17
Der Diktator versuchte während seiner Amtszeit alles Mögliche, um an der Macht zu bleiben. Mutmaßlich ließ er kritische Journalisten umbringen. 2006 setzte er seine Einwohner unter Druck, für ihn zu wählen: „Ich werde die Regionen, die für mich stimmen, entwickeln. Aber wenn ihr nicht für mich stimmt, erwartet auch nichts von mir.“ 2010 gab er bekannt, dass er solange Gambias Regierungschef bleiben werde, wie es Gottes Wille sei. 2012 verkündete der Diktator die Wiedereinführung der Todesstrafe. Daraufhin wurden neun Personen hingerichtet. Er nutzte das, um Kritiker und politische Gegner aus dem Weg zu räumen. 7) Spiegel Online: Präsident Gnadenlos; Artikel vom 22.09.12 .
Trotzdem hat die EU die Bevölkerung Gambias während der Diktatur nicht unterstützt. Das Land ist auf weltpolitscher Ebene zu unbedeutend als dass Kritik an der Lage etwas hätte ändern können. Zwischen 2008 und 2013 erhielt der westafrikanische Staat um die 74 Millionen Euro Fördermittel. Dadurch hat der Dikator sich bereichert und konnte länger an der Macht bleiben. 2014 verweigerte die EU letztendlich die vorgesehenen 13 Millionen an Entwicklungshilfe. 8) Die Presse: Gambia: Ein Land, das von der Flucht lebt; Artikel vom 22.09.16 9) Euractiv: Menschenrechtsverletzungen: Geber kürzen Hilfsgelder für Gambia; Artikel vom 12.03.16 10) Taz: Bleiben mit allen Mitteln; Artikel vom 01.12.16 .
Der Anfang des Jahres abgewählte Diktator Jammeh, hinterlässt ein armes bankrottes Land. Seine willkürlichen Entscheidungen haben einen schweren wirtschaftlichen Schaden angerichtet. Es gibt zu wenig Arbeitsplätze, weil der Präsident die Wirtschaft nicht vielfältig ausgebaut hat. Das einzige nennenswerte Exportprodukt sind Erdnüsse. Das Land ist unter anderem auf Geldtransfers der im Ausland lebenden Gambier angewiesen. Privatunternehmen mussten damit rechnen, dass der Staat plötzlich eingreift. Zum Beispiel wurden Maschinen oder Autos plötzlich beschlagnahmt. Außerdem fordern die Steuereintreiber des Diktators das Geld willkürlich ein. Die Menschen, die in Gambia geblieben sind, kämpfen um das Überleben. Laut einer UN Studie gehört Gambia heute zu den 20 ärmsten Ländern der Welt und die Bewohner glauben nicht daran, dass die neue Regierung so schnell die benötigten Jobs schaffen kann 11) Neue Zürcher Zeitung: Schluss mit Eincremen und Abschleppen; Artikel vom 29.05.17 12) Die Presse: Gambia: Ein Land, das von der Flucht lebt; Artikel vom 22.09.16 13) DW: Hoffnung Europa: woher kommen die afrikanischen Flüchtlinge?; Artikel vom 24.04.16 14) Das Erste: Gambia: Flucht um jeden Preis – Dörfer ohne Männer; Artikel vom 20.02.17 15) SZ: Unblutiger Machtwechsel in Gambia; Artikel vom 21.01.17.
Zudem nutzen europäische Touristen die missliche wirtschaftliche Lage aus. Es gibt vor allem aus Großbritannien, Schweden und den Niederlanden Sextouristinnen. Für viele ist das der einzige Grund, Gambia zu besuchen. Die Frauen sind meist dreißig bis vierzig Jahre älter als die gambischen Männer. Die Männer, die man „Bumster“ nennt bieten sich freiwillig und ungefragt an und erwarten zumindest bei der Abreise der Touristen Geld, oft auch eine Einladung nach Europa 16) Neue Zürcher Zeitung: Schluss mit Eincremen und Abschleppen; Artikel vom 29.05.17 17) Wikipedia: Bumster; Artikel vom 27.12.16 .
Aber auch Männer zählen zu den Sextouristen. Jährlich werden hunderte von Kindern in Gambia von Urlaubern sexuell missbraucht. In Westafrika gilt Gambia als Hauptziel für Kindersextourismus. Es ist erschreckend, dass viele Touristen nur deswegen kommen. Für die Einwohner ist es zur Normalität geworden. Einige der Touristen bieten armen Eltern Geld an, was für jene einen Anreiz schafft die Kinder dazu zu drängen. Die Verfolgung der Täter fällt schwer, da sie immer neue Wege finden, die Gesetze zu umgehen 18) Nordbayerischer Kurier: Kindersextourismus in Gambia; Artikel vom 20.08.16 .
Unter der neuen Regierung soll der Sextourismus nun unterbunden werden. Die neuen Anreize für Touristen sollen zum Beispiel die Kultur und die Natur Gambias sein. Allerdings werden nicht viele „normale“ Touristen kommen, solange der Sextourismus noch so stark ausgeprägt ist 19) Neue Zürcher Zeitung: Schluss mit Eincremen und Abschleppen; Artikel vom 29.05.17 .
Fußnoten und Quellen:
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