Ein internationales Abkommen sagt der illegalen Fischerei den Kampf an
Illegale Fischerei ist für zahlreiche negative Auswirkungen verantwortlich. Am offensichtlichsten ist das Überfischen der Weltmeere. Das hat nicht nur negative Auswirkungen auf das Ökosystem, sondern auch ganz reale Konsequenzen für Kleinfischer. Besonders afrikanische Fischer haben unter illegaler, undokumentierter und unregulierter (IUU) Fischerei zu kämpfen. Sie können nicht mit den großen internationalen Fischtrawlern konkurrieren und fangen aufgrund von Überfischung immer weniger Fisch. Als Konsequenz müssen sie sich nach anderen Verdienstmöglichkeiten umsehen, was sie oft in die Arme von kriminellen Banden führt. Diese sind häufig die einzigen potentiellen Arbeitgeber, die ihnen, trotz schlechter Bildung, Nahrung und sicheren Lohn bieten können.
Ein weiterer kritischer Punkt der IUU-Fischerei sind Spannungen zwischen verschiedenen Nationalstaaten. Chinesische Fischkutter gehen oftmals besonders aggressiv vor und dringen auch in fremde Gewässer zum Fischen ein. Nicht selten wird dabei das illegale Schiff von der örtlichen Küstenwache versenkt, was zu diplomatischen Spannungen führen kann. Während Indonesien und Malaysia mit militärischen Aktionen drohen, hatte Argentinien vergangenes Jahr bereits ein chinesisches Fischerschiff versenkt.
Außerdem sollte nicht vergessen werden, dass illegale Fischkutter oftmals auch in andere kriminelle Aktivitäten eingebunden sind. Diese Fischereischiffe sind vermehrt im Drogen- oder Waffenschmuggel tätig. Im März 2016 wurden beispielsweise auf einem Fischereischiff Waffen im Wert von zwei Millionen US-Dollar gefunden. Später stellte sich heraus, dass es Kurs auf Oman genommen hatte, um von dort die Hamas mit Waffen zu versorgen. 1) Politico: Why illegal fishing is becoming a national security issue; Artikel vom 13.09.2016
Der afrikanische Kontinent hat unter dem illegalen Fischfang ganz besonders zu leiden. Laut einer Studie könnte Afrika hunderttausende von Jobs hinzugewinnen und ihre Wirtschaftskraft erheblich stärken, wenn die IUU-Fischerei gestoppt werden könnte. Die heimische Fischindustrie und die zahlreichen Kleinfischer würden davon in besonderem Maße profitieren, da sie zum einen ohne übermächtige Konkurrenz Fischfang betreiben könnten und zum anderen der Großteil der gefangenen Fische nicht direkt außer Landes transportiert werden würde. Das würde viele Arbeitsplätze schaffen und eine sichere Nahrungsversorgung garantieren. 2) Guardian: Tackling illegal fishing in western Africa could create 300,000 jobs; Artikel vom 29.06.2016
Lange Zeit erschien dieses Szenario jedoch utopisch, da es an internationalem Interesse und Engagement mangelte. Seit 2016 aber darf man vorsichtig optimistisch sein, dass sich an den illegalen Praktiken etwas ändert, oder ihnen zumindest der Kampf angesagt wird. Nach jahrzehntelanger diplomatischer arbeitet schaffte es die FAO eine Übereinkunft mit einem Großteil der Hafennationen zu treffen. 46 Parteien, darunter alle 28 EU-Staaten, verpflichteten sich dem „Pro State Measures Agreement“ (PSMA). Das Hauptanliegen des PSMA ist es, dass Hafennutzungsrechte beschränkt oder versagt werden, wenn Fischereischiffe Regelverstöße begehen. Zudem müssen alle Schiffe korrekte Lizenzen vorlegen können und sich einer höheren Transparenz verpflichten. Sie müssen laut dem PSMA offenlegen was, und wie viel sie gefischt haben.
Besonderen Grund zur Hoffnung ergibt die große Anzahl an Unterzeichnern, denn die 46 Parteien, die sich an die neuen Regelungen gebunden haben, sind für zwei Drittel des globalen Fischhandels verantwortlich. Wenn alle Beteiligten an einem Strang ziehen und zusammenarbeiten würden, ist ein Wandel tatsächlich im Bereich des Möglichen. Entscheidend für eine gelungene und effektive Zusammenarbeit wird aber diese Woche sein. In Oslo haben sich seit Montag alle Parteien für eine Woche zusammengefunden, um eine konkrete Umsetzung des Abkommens zu planen. Insbesondere die konkrete Regelung des Informationsaustausches nach einem Vorfall soll besprochen werden. Die Frage, wie mit etwaigen Verfehlungen eines Schiffes umgegangen wird, soll besonders intensiv diskutiert werden. Der bevorzugte Plan wäre nach momentanem Stand, dass alle betroffenen Parteien über die Regelverstöße eine Mitteilung erhalten. Bei einem konkreten Fall würde also zumeist das Land, unter dessen Fahne das Schiff fährt und die regionalen Autoritäten des betroffenen Hafenstaats informiert. Wenn diese Verhandlungen gelingen und die Beschlüsse auch noch wirkungsvoll umgesetzt werden, erscheint ein erster großer Schritt hinsichtlich eines nachhaltigeren Fischens in den Weltmeeren gelungen zu sein. 3) epo: Parties to treaty tackling illegal fishing meet in Oslo; Artikel vom 29.05.2017
Fußnoten und Quellen:
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