Die gebrochene Generation: Syriens Zukunft leidet still
Mehr als drei Millionen Kinder in Syrien, die unter 6 Jahre alt sind, kennen nichts anderes als Krieg. Bei einem Viertel der syrischen Kinder ist das Risiko von psychischen Störungen sehr hoch. Das sind u.a. die Folgen von 6 Jahren Bürgerkrieg zwischen der syrischen Regierung, Oppositionellen und islamistischen Terroristen. Save the Children veröffentlichte nun einen ausführlichen Bericht über die Auswirkungen des Konflikts auf Kinder. 1) Save the Children: Invisible Wounds; Bericht, 2017
Die Kinderrechtsorganisation sprach mit 450 Erwachsenen und Kindern in 7 der 14 syrischen Gouvernements. Die Ergebnisse der Gespräche und Aussagen der Interviewten zeichnen ein erschreckendes Bild: Zwei Drittel der Kinder haben während des Krieges Familienangehörige verloren, wurden durch Kriegshandlungen verletzt oder mussten miterleben, wie ihr Haus durch Bombeneinschläge zerstört wurde. Die Hälfte der Erwachsenen beobachtete, dass (ihre) Kinder aufgehört haben zu sprechen oder nicht mehr sprechen können. Zudem zeigen viele Kinder Symptome von posttraumatischen Belastungsstörungen wie regelmäßiges Bettnässen oder unkontrolliertes Urinieren. 2) Save the Children: Invisible Wounds; Bericht, 2017
Save the Children fordert den sofortigen Stopp aller Kampfhandlungen. Zudem ist eine ausreichende Finanzierung bzw. eine Erhöhung der vorhandenen Gelder für Programme zur Unterstützung der geistigen Gesundheit von Kindern, die von Konflikten betroffen sind, notwendig. 3) Save the Children: Invisible Wounds; Bericht, 2017
Eine Fortführung des Konflikts und weiteres Ignorieren der Waffenruhe wird dazu führen, dass eine komplette Generation traumatisiert wird. Genau diese wird einen großen Beitrag dazu leisten müssen, Syrien nach Beendigung des Konflikts wieder aufbauen. Aber trotz der schlimmen Lage dürfe die Hoffnung nicht aufgegeben werden. Save the Children berichtet, dass viele der interviewten syrischen Kinder davon träumen, Ärzte oder Lehrer zu werden, um so zu einem zukünftig friedlichen Syrien beizutragen. 4) Save the Children: Invisible Wounds; Bericht, 2017
Der Beginn des syrischen Bürgerkriegs jährt sich nächste Woche zum sechsten Mal. Der UN-Gesandte für Syrien, Staffan de Mistura, schätzte im April 2016 die Zahl der Opfer auf 400.000 Personen. 5) Al Jazeera: Syria death toll: UN envoy estimates 400,000 killed; Artikel vom 23.04.16 Nach aktuellen Schätzungen stieg die Zahl der Geflüchteten im Verlauf des Krieges auf knapp 5 Millionen. 6) Mediendienst Integration: Syrische Flüchtlinge; Stand 07.03.17 Alleine aus der IS-Hochburg Mossul flohen bis jetzt 206.000 Menschen. 7) Spiegel Online: Zehntausende Kinder fliehen aus Mossul; Artikel vom 05.03.17 Das Fortbestehen des Konflikts ist auch der großen Zahl an Akteuren mit verschiedensten Interessen geschuldet. So sind neben den ursprünglichen Konfliktparteien, dem Assad-Regime und den unterschiedlichsten, heterogenen Rebellengruppen, auch die USA und Russland in den Krieg involviert. Während eine Koalition unter Führung des US-Militärs die oppositionellen Truppen und Rebellen durch Bombardements unterstützt, bekämpft Russland den sogenannten IS und die Opposition durch Luftangriffe. Die islamistischen Terroristen des IS halten große Teile im Osten des Landes besetzt, um ihre Machtposition im Nahen Osten auszubauen.
Die im Konflikt beteiligten Akteure, das Assad-Regime, die verschiedenen Oppositionsgruppen, die USA und Russland, haben nun die Verantwortung, den Friedensprozess (weiter) voranzubringen und nicht den Konflikt anzuheizen.
Fußnoten und Quellen:
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