Demokratische Republik Kongo: Die dunkle Seite westlichen Konsums
In der Demokratischen Republik Kongo kamen vor knapp drei Wochen innerhalb von zwei Tagen in der Region Kasai bei Konflikten zwischen der kongolesischen Armee und lokalen Rebellen etwa 90 Menschen ums Leben.1) Süddeutsche Zeitung: 90 Tote bei Kämpfen im Kongo; Artikel vom 13.02.17 Damit erreichte der seit dem Tod eines traditionellen Rebellenanführers durch die kongolesische Polizei im vergangenen August erneut aufflammende Konflikt 2) Zeit Online: Viele Toten bei Kämpfen im Kongo; Artikel vom 13.02.17 einen traurigen Höhepunkt in dessen Folge sich nun etwa 200 000 Menschen auf der Flucht befinden.3) UN News Centre: DR Congo: UN mission strongly condemns persistent violence in Kasai Provinces; Artikel vom 11.02.17 Unter den Todesopfern der Auseinandersetzungen befinden sich dabei auch Kindersoldaten, welche von den Rebellen aus der Zivilbevölkerung zunehmend zwangsrekrutiert werden. Eine ganze kongolesische Generation wächst mittlerweile mit Flucht, Krieg und Gewalt auf.4) Entwicklungspolitik Online: ÖNZ berichtet von blutigen Gefechten und gezielten Massakern; Artikel vom 28.02.17 So sind die jüngsten Vorfälle nur Ausdruck der beständig instabilen Lage des Landes, geprägt von enormer Brutalität der Rebellen gegenüber der Bevölkerung und oft unverhältnismäßiger Gewalt des Militärs gegen selbst nur spärlich bewaffnete Aufständische.5) Süddeutsche Zeitung: 90 Tote bei Kämpfen im Kongo; Artikel vom 13.02.17
Neben Problemen in der Durchführung von Wahlen, welche demokratischen Mindestanforderungen genügen sowie Schwierigkeiten in der Regierungsbildung,6) Zeit Online: Viele Toten bei Kämpfen im Kongo; Artikel vom 13.02.17 besteht ein wesentlicher Faktor in Bezug auf die Instabilität des Kongos paradoxer Weise in dessen – insbesondere für westliche Industriestaaten so wichtigen – Rohstoffreichtum. Hauptsächlich die Elektroindustrie ist dabei auf Ressourcen wie Tantal, Gold und Kupfer, welche vor allem in der boomenden Produktion moderner Mobiltelefone eingesetzt werden, angewiesen. Der dadurch hohe Marktwert der natürlichen Ressourcen befeuert jedoch die Konflikte, da die Rebellengruppen insbesondere monetäre Ziele verfolgen und der Rohstoffabbau deren wesentliche Finanzierungsgrundlage darstellt.7) Abenteuer Leben: Blutiger Kongo – Chaos im Herzen Afrikas; Video vom 31.07.2016 Zudem beansprucht auch die gierige Elite den durch die Ressourcen entstehenden Profit und verhindert so eine Teilhabe der Bevölkerung an diesem Wohlstand.8) Abenteuer Leben: Blutiger Kongo – Chaos im Herzen Afrikas; Video vom 31.07.16 Den entwurzelten und zum Teil bereits mehrmals vertriebenen Zivilisten bleibt damit als einzige Option, ihr Überleben durch den Kleinbergbau zu sichern und am Krieg teilzunehmen – stets an Seiten der Gruppierung, welche im Dorf gerade die Macht besitzt.9) Abenteuer Leben: Blutiger Kongo – Chaos im Herzen Afrikas; Video vom 31.07.2016 Der Ressourcenabbau finanziert also einerseits den Bürgerkrieg, andererseits schafft er aber auch Arbeitsplätze und dient der ansonsten perspektivlosen Bevölkerung als Lebensgrundlage.10) Abenteuer Leben: Blutiger Kongo – Chaos im Herzen Afrikas; Video vom 31.07.16
Mit Blick auf die Geschichte der Demokratischen Republik Kongo zeigt sich, dass diese auch in ihrer Vergangenheit noch zu keiner Zeit über einen funktionierenden Staat verfügte, in dessen Institutionen die Bevölkerung Vertrauen setzen konnte.11) Bundeszentrale für Politische Bildung: Demokratische Republik Kongo; Artikel vom 21.11.15 Nach dem Sturz des Diktators Mobutu, welcher sich über 30 Jahre an den natürlichen Ressourcen des Landes bereicherte und das staatliche System sowie die darin lebende Bevölkerung missachtete, konnte das entstandene Machtvakuum bis heute nicht adäquat gefüllt werden.12) Bundeszentrale für Politische Bildung: Demokratische Republik Kongo; Artikel vom 21.11.15 Daher ist bereits seit 1999 zur Befriedung des Landes sowie zum Aufbau eines Staates nach westlichem Vorbild 13) Bundeszentrale für Politische Bildung: Demokratische Republik Kongo; Artikel vom 21.11.15 die „Mission der Vereinten Nationen für die Stabilisierung in der Demokratischen Republik Kongo“ (MONUSCO) eingesetzt, deren Mandat stets verlängert und deren Militärstärke beständig erhöht wurde.14) UN News Centre: Demokratische Republik Kongo; Stand vom 19.08.19 Die Ziele dieser derzeit teuersten Friedensmission der UN, welche mit 1, 3 Mrd. Euro pro Jahr finanziert wird,15) Abenteuer Leben: Blutiger Kongo – Chaos im Herzen Afrikas; Video vom 31.07.16 konnten bisher jedoch in weiten Teilen nur unzureichend umgesetzt werden, was sich gerade auch an dem jüngsten Gewaltausbruch zeigt.16) Bundeszentrale für Politische Bildung: Demokratische Republik Kongo; Artikel vom 21.11.15
Es ist also ein Zusammenspiel mehrerer Faktoren, das die Lage im Kongo bestimmt. Das korrupte Regime und die unersättliche Elite unterdrücken das Volk, verdienen mit am Krieg und verhindern auf diese Weise Frieden und Reichtum im Land.17) Abenteuer Leben: Blutiger Kongo – Chaos im Herzen Afrikas; Video vom 31.07.16 Hinzu kommen aber auch das Engagement der UN und die Bemühungen anderer Hilfsorganisationen um Entwicklungshilfe. So strebt die UN zwar eine Zusammenarbeit mit dem kongolesischen Regime zur Bekämpfung der Rebellen an, festigt auf diese Weise aber vielmehr durch ihr Geld das bestehende System weiter und trägt damit kaum zur Befriedung des Landes bei.18) Abenteuer Leben: Blutiger Kongo – Chaos im Herzen Afrikas; Video vom 31.07.16 Solange dieser Teufelskreis nicht durchbrochen werden kann, birgt also der Abbau und damit auch der Ankauf kongolesischer Ressourcen ein moralisches Problem sowohl für die Industrie als letztlich auch für den Konsumenten selbst. Diesem wird in den gleichsam profitorientierten, westlichen Industriestaaten jedoch kaum Beachtung geschenkt.
Fußnoten und Quellen:
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