Ruanda: Konstruierter Konflikt
„Die Lage in Ruanda ist im Moment perfekt“, so der Vertreter des Landes bei der UNHCR, Saber Azam. 1) The New Times: Rwanda refugees to lose refugee status after 2017; nicht mehr verfügbar Bereits 2013 berichtete die ruandische Regierung, sie habe Stabilität und Frieden im Land geschaffen. Somit gebe es keinen Grund Ruander als Flüchtlinge anzuerkennen. 2) The East African: No more refugee status for Rwandans abroad; nicht mehr verfügbar Deshalb beschloss der UNHCR die Anerkennung des Flüchtlingsstatus für Ruander zum 31.12.17 zu beenden. Dies wurde in einem gemeinsamen Statement der Ministerin für Flüchtlingsangelegenheiten und Katastrophenmanagement im Dezember 2016 bekannt gegeben.
Zwischen 250.000 und 280.000 Flüchtlinge leben noch außerhalb Ruandas, ein Großteil davon in der Demokratischen Republik Kongo. Geflohen sind die meisten im Zuge des Genozids an den Tutsis im Jahr 1994. In diesem eskalierten die Spannungen zwischen den beiden Bevölkerungsgruppen, Hutus und Tutsi, die schon seit der Kolonialzeit bestanden.
Ruanda wurde 1894 deutsche Kolonie und somit Teil „Deutsch-Ostafrikas“ Die ruandische Gesellschaft war aristokratisch aufgebaut. Die Tutsi, die traditionell Rinderherden besaßen, waren gesellschaftlich höher gestellt als die Hutus, die Ackerbauern waren. Aber sowohl sprachlich als auch kulturell bestanden keine Unterschiede. So war ein „Wechsel“ von Hutu zu Tutsi durch Anhäufung von Vieh möglich. 3) LIPortal: Ruanda; nicht mehr verfügbar 4) History: The Rwandan Genocide; Stand vom 26.01.17 . Die deutsche Kolonialmacht aber installierte eine ethnisch-rassistisch begründete Hierarchie, nach der die Tutsi eine überlegene „Rasse“ darstellten. Auch die damals in Ruanda betriebene europäische Missionsarbeit spaltete die ruandische Gesellschaft durch die Konstruktion zweier zuvor nicht existenter Ethnien. Sie begründete die Unterlegenheit der Hutus dadurch, dass die Tutsis aus Äthiopien stammten und somit Nachfahren eines biblischen Volkes seien. 5) Deutschlandfunk: Vergessenes Kapitel Kolonialgeschichte; Artikel vom 28.08.06
Als nach dem ersten Weltkrieg Ruanda nicht mehr unter deutscher, sondern unter belgischer Herrschaft stand, wurde die ethnische Spaltung zwischen Hutus und Tutsi von den Belgiern vorangetrieben. Tutsis wurden bevorzugt und erhielten bessere Bildung, bessere Anstellungen und generell bessere Zukunftsperspektiven. Die schon vor der Kolonialzeit bestehenden kleineren Feindseligkeiten zwischen den beiden Bevölkerungsgruppen wurden so durch die von den Europäern eingeführte ethnische Differenzierung, durch die sich vor allem die Tutsi bereitwillig indoktrinieren ließen, angeheizt. 6) BBC News: Rwanda: How the genocide happened; Artikel vom 17.05.11 Es kam bereits vor der Unabhängigkeit Ruandas von Belgien im Jahr 1962 zu Ausbrüchen von Gewalt und auch danach eskalierte die Lage immer wieder. 7) History: The Rwandan Genocide; Stand vom 26.01.17 Der konstruierte Konflikt zwischen Hutus und Tutsis gipfelte dann 1994 im Genozid an den Tutsi mit ca. 800.000 Toten.
Ob die Lage nun in Ruanda sicher für eine Rückkehr ist und ob in dem Land den Rückkehrern Perspektiven geboten werden, wird von ruandischen Flüchtlingen bezweifelt. 8) The East African: No more refugee status for Rwandans abroad; nicht mehr verfügbar Wie sich die Lage in Ruanda entwickelt, wird sich nach den Präsidentschaftswahlen im August 2017 zeigen. Zur Wahl steht auch wieder der amtierende Präsident Paul Kagame, zur Zeit des Genozids Anführer einer Rebellengruppe der Tutsi 9) BBC News: Rwanda: How the genocide happened; Artikel vom 17.05.11 , der sich infolge einer Verfassungsänderung im Jahr 2015 für eine dritte siebenjährige Amtszeit aufstellen darf. 10) The World Bank: Rwanda Overview; Stand vom 26.01.17
Fußnoten und Quellen:
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