Reihe um Konfliktrohstoffe: Was steckt in unseren Handys? #Zinn
#1 Zinnabbau zerstört die indonesische Insel Bangka
Viele können sich ein Leben ohne ihr Mobiltelefon kaum noch vorstellen. Allein in Deutschland existieren 104 Millionen ungenutzte Handys – und trotzdem werden jedes Jahr 35 Millionen neue gekauft. Die Industrie legt unser Konsumverhalten darauf aus, dass jedes Mobiltelefon nur im Schnitt 18 Monate benutzt wird, um sich dann ein neues zuzulegen. So entstehen jährlich 5.000 Tonnen Elektroschrott, wie Recherchen der Handyaktion-NRW ergaben. 1) handyaktion-nrw.de; Stand vom 09.01.17
Menschenrechtsverletzungen, Umweltverschmutzung und Gesundheitsgefährdung sind nur einige der Konsequenzen des Rohstoffabbaus. In dieser Reihe wird erklärt, welche Auswirkungen der Rohstoffabbau in den betroffenen Ländern haben kann, sei es nun der Zinnabbau in Indonesien, der Kupferabbau in Sambia, der Lithiumabbau in Argentien oder der Goldabbau in Peru. 2) epo: Handy-Aktion in NRW; Jedes Jahr werden in Deutschland 35 Millionen Handys gekauft; Artikel vom 4.01.17 Am Freitag, 13.01.2017, stellen wir dann eine sozial verträgliche und umweltfreundliche Alternative vor.
Zinn ist eines der gefragtesten Rohstoffe überhaupt und wir tragen es täglich in unseren Handys mit uns herum. Wo es allerdings herkommt, hinterfragen die wenigsten. Es stammt zum Beispiel von der indonesischen Insel Bangka, vor den Küsten Sumatras. Bangka ist eine Schatzinsel und das Zinn ihr Segen und Fluch. Dort sind die größten Vorkommen an Zinn weltweit zu finden. So wurde die Insel reich – und gleichzeitig komplett zerstört. Mondähnliche, graue Kraterlandschaften sind die Zeugen des illegalen Zinnabbaus. Man findet die Mienen fast überall, auf Privatgrundstücken, am Strand, im Meer und auch vor geschützten Regionen wird kein Halt gemacht. Bangka exportiert das begehrte Edelmetall überall hin.
Doch die Bevölkerung muss unter dem Abbau leiden. Ganze Familien leben von dem Geschäft. Die Kinder müssen unter gefährlichen Bedingungen in den Minen arbeiten. Immer wieder werden Arbeiter lebendig begraben und jährlich sterben mehr als 100 Menschen. Jede Woche gibt es neue Tote zu betrauern. Die meisten werden verschüttet, andere kommen aber auch durch einen Blitzschlag ums Leben, die Arbeitsbedingungen sind nicht sicher genug. Kinderarbeit und Gesundheitsgefährdungen sind zusammen mit Menschenrechtsverletzungen auch hier der ständige Begleiter des Rohstoffabbaus.
„Kann man schon so sagen, wir riskieren unser Leben, damit andere telefonieren können. Es passiert ja immer wieder: der Berg über dir stürzt ein, du wirst verschüttet. Die Suche nach Zinn ist ziemlich gefährlich.“, meint Robi Vaden, Besitzer einer der vielen kleinen Mienen.
Stark betroffen ist auch das Meer. Schatzräuber erweitern ihre Abbaugebieten immer weiter, wie unter anderem ein schwimmendes Dorf, zwei Kilometer vom Strand entfernt. Es ist von den Arbeiter selbst nur provisorisch zusammengebaut und stellt einen sehr unsicheren Arbeitsplatz dar. Die Generatoren sind laut und die Luft vom Diesel verpestet Die Männer erzählen von ihrer früheren Lebensgrundlage, dem Fischfang. Diesen Job mussten sie aufgeben, denn der Zinnabbau hat die Fischbestände zerstört. Das Wasser ist schwarz, da die Taucher beim Absaugen des Meeresbodens den Sand aufwirbeln. Finden sie kein Zinn, bohren sie tiefer. Das schadet Fischen, Krebsen, Korallen, Algen, Seegras – kurzum, das Meer stirbt einen langsamen Tod.
Irgendwann können sie allerdings nicht mehr tiefer bohren. Die Vorräte werden aufgebraucht sein. Alternativen kann die Insel kaum vorweisen: Sie ist aufgrund der Stein- und Kraterlandschaften kein Ziel für Touristen. Wiederaufforstungen scheitern immer wieder, da die Böden zu ausgelaugt und die Flüsse durch die Chemikalien zu verschmutzt sind.
Allabendlich verlassen die Frachter mit der kostbaren Ware die Insel, für die Menschen ihr Leben riskieren, Korallenriffe sterben und ganze Landschaften vergehen. 3) Das Erste: Indonesien: Der Fluch der Schatzinsel; Artikel vom 26.10.14 4) Bonn Sustainability Portal: Südwind- Start der Handy-Aktion NRW – Hinterfragen, wissen, sammlen; Januar 2017
Fußnoten und Quellen:
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