Kenia exportiert – Europa profitiert
Kenia exportiert 40 Prozent seiner landwirtschaftlichen Erzeugnisse. Das Land kämpft darum, in die EU exportieren zu dürfen und passt sich deshalb den strengen Regeln und Richtlinien an. Während die Exportgüter qualitativ hochwertig sind, werden solche, die nicht genehmigt werden, auf den lokalen Märkten verkauft. Die landeseigenen Kontrollen sind eher lasch. So steuert Kenia geradewegs auf eine „hausgemachte Gesundheitskrise“ 1) Treffpunkt Europa: Kenias EU-Export: Gut für Europäer, schlecht für Kenianer; veröffentlicht am10.12.2016 zu, die immer mehr außer Kontrolle gerät. 2) Treffpunkt Europa: Kenias EU-Export: Gut für Europäer, schlecht für Kenianer; veröffentlicht am10.12.2016
Drei von vier arbeitenden Kenianern sind im Landwirtschaftssektor tätig und produzieren etwa ein Drittel des Bruttoinlandsprodukts. Der Großteil sind Kleinbauern, deren Leistungsfähigkeit durch die schlechte Infrastruktur, die Behörden und die Folgen des Klimawandels deutlich beeinträchtigt ist. In Kenia herrschen extreme Wetterverhältnisse aufgrund des „El Niño“: Regenzeiten sind schwach und unregelmäßig; die Landwirtschaft ist davon abhängig. Ohne technische Hilfsmittel und dürreresistentes Saatgut sind die Bauern den Folgen direkt ausgesetzt. Die FAO (Welternährungsorganisation) sagt auch für 2017 Dürren voraus, in anderen Teilen des Landes allerdings starke Regenfälle. Das hätte Erdrutsche zur Folge und würde das Saatgut zerstören. 1,3 Millionen Menschen sind aus diesen Gründen von einer Lebensmittelknappheit bedroht. 3) proplanta: Preiskampf und alte Maschinen – Landwirte weltweit haben’s schwer; veröffentlicht am 01.01.2017
Dennoch möchte das Land im Export Gewinne erzielen und kämpft um Genehmigungen dafür. Kenia exportiert vor allem Blumen, Gemüse, Obst, Bohnen und Fisch. Viele Waren durften aber aufgrund der strengen Kontrollen nicht in die EU eingeführt werden. Diese legt die Rückstandshöchstwerte für die maximale Pestizidkonzentration in oder auf den Produkten fest. Die Ablehnung der Produkte, die die Standards nicht erfüllen, konnte halbiert werden, da sich die kenianische Landwirtschaft als Konsequenz immer mehr den EU-Standards anpasste. Jetzt halten sich die Bauern an die Grundsätze des integrierten Pflanzenschutzes, wie zum Beispiel an biologische Schädlingsbekämpfung und nachhaltige Erntezeiten.
Doch der Fokus auf den Export bringt inländische Probleme mit sich. Die Gesundheitssituation im Land ist laut Ärzten und Gesundheitsverbänden eine tickende Zeitbombe. Denn die aus gesundheitlichen Gründen abgelehnten Exportwaren werden stattdessen auf lokalen Verkaufsständen angeboten. Erfährt ein Exportunternehmen, seine Ware würde beanstandet, gibt es sie an Händler, die sie weiter an die einheimische Bevölkerung verkaufen.
Lokales Obst und Gemüse weist deshalb oft eine hohe Metall- oder Pestizidbelastung auf, warnt der Interessenverband COFEK (Consumer Federation of Kenia). Viele Kenianer wissen allerdings nicht, welch schädigende Wirkung von den Produkten ausgeht. Womöglich lässt sich so auch die in den letzten Jahren ansteigende Anzahl an Krebserkrankungen erklären, spekuliert Dr. Muli Musau, der sich mit Krebserkrankungen in Ostafrika beschäftigt. „Das ist wirklich traurig. Wenn etwas auf dem EU-Exportmarkt wegen gesundheitlicher Bedenken abgelehnt wird, sollte es auch hier verboten werden“, sagt er.
Die 930 Millionen Euro schwere Industrie versucht immer mehr auf dem Weltmarkt Fuß zu fassen und am internationalen Handel teilzunehmen. Für die einheimische Bevölkerung ist der übermäßige Fokus auf den Export aber von Nachteil und eine Gesundheitskrise steht bevor. 4) Treffpunkt Europa: Kenias EU-Export: Gut für Europäer, schlecht für Kenianer; veröffentlicht am10.12.2016
Fußnoten und Quellen:
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