Guaraní: Biopiraterie treibt indigene Gruppen in die Armut
Im Grenzland von Paraguay und Brasilien baut die indigene Gruppe der Guaraní seit Jahrtausenden die Pflanze Stevia an. 1) Misereor Blog: Stevia -Den Beitrag der Guarani endlich anerkennen – veröffentlicht am 19.11.2015 Die Guaraní nennen sie „Ka’a he’e“, also „süßes Kraut“, da die Pflanze 350-mal mehr süßt als herkömmlicher Industriezucker. Inzwischen hat sich das indigene Wissen verbreitet und der aus Stevia gewonnene Süßstoff Steviolglykoside wird weltweit genutzt. 2) Swiss Info: Stevia: Wundermittel oder Albtraum der Guarani? – veröffentlicht am 30.05.2016
Das liegt vor allem an seinen positiven Merkmalen: Steviolglykoside besitzen antioxidative und bakterizide Eigenschaften und sind mächtige Verbündete im Kampf gegen Übergewicht und Diabetes. 3) Swiss Info: Stevia: Wundermittel oder Albtraum der Guarani? – veröffentlicht am 30.05.2016 Die uralte Pflanze ist kalorienfrei und hat im Gegensatz zu Zucker keine negativen gesundheitlichen Folgen und steht als einer der wenigen synthetischen Süßstoffe nicht im Verdacht, krebserregend zu sein. 4) Misereor Blog: Stevia -Den Beitrag der Guarani endlich anerkennen – veröffentlicht am 19.11.2015
In unserer zuckersüchtigen Welt hat eine gesunde Alternative großes Marktpotential: Inzwischen findet man Steviolglykoside beispielsweise in Fertigprodukten, Schokolade, Feingebäck oder auch Softdrinks. Rund acht bis elf Milliarden US-Dollar sollen laut der Beratungsfirma Industry ARC im Jahr 2015 mit dem Süßstoff erwirtschaftet worden sein. 5) Swiss Info: Stevia: Wundermittel oder Albtraum der Guarani? – veröffentlicht am 30.05.2016 Doch davon kommt bei den Guaraní nichts an. Konzerne wie Coca-Cola, Cargill, Nestlé oder Pepsi beteiligen sie trotz der Nutzung des indigenen Wissens nicht an der Profitverteilung. 6) Misereor Blog: Stevia -Den Beitrag der Guarani endlich anerkennen – veröffentlicht am 19.11.2015
Ein klassischer Fall von Biopiraterie. Aber was ist das überhaupt? Als Biopiraterie bezeichnet man die Aneignung von Wissen über Pflanzen, Tiere und Bestandteilen von Genen sowie über die jeweilige Nutzung – das sind sogenannte „geistige Eigentumsrechte“. Das erworbene Wissen wird von Monopolisten marktwirtschaftlich genutzt. Häufig werden im Zuge von Biopiraterie indigene Gruppen von Unternehmen wie Bayer oder Monsanto ausgebeutet. Die lokalen Gemeinschaften profitieren selten von der weltweiten Vermarktung ihres traditionellen Wissens. 7) Reset: Biopiraterie – Die Plünderung von Natur und Wissen – Stand vom 25.11.2016
So geht es auch den Guaraní. Die Anbaugebiete für die industrielle Nutzung wurden nach China, Malaysia, Indonesien, Vietnam, Mexiko und Kolumbien verlegt. Paraguay kann in der Stevia-Produktion mit größeren Produktionsländern nicht konkurrieren und ist deswegen überwiegend auf den Massenanbau von Sojabohnen und Futterpflanzen für die Tierhaltung umgestiegen. 8) Misereor Blog: Stevia -Den Beitrag der Guarani endlich anerkennen – veröffentlicht am 19.11.2015
2017 soll der Süßstoff Steviolglykoside 30 Prozent aller Süßungsmittel ausmachen. 9) Swiss Info: Stevia: Wundermittel oder Albtraum der Guarani? – veröffentlicht am 30.05.2016 Ohne die Guaraní wäre weder die Vermarktung noch die Weiterentwicklung Richtung synthetischer Herstellung möglich gewesen. Dafür verlangen sie Kompensationsleistungen: Und zwar nicht nur Geld, sondern in erster Linie Anerkennung für ihren Wissensbeitrag. 10) Misereor Blog: Stevia -Den Beitrag der Guarani endlich anerkennen – veröffentlicht am 19.11.2015 Eine Gewinnbeteiligung steht den Guaraní nach dem Nagoya-Protokoll der Vereinten Nationen theoretisch auch zu. Das Abkommen verlangt, dass „indigene Gemeinschaften etwas von den Vorteilen aus der Nutzung ihres traditionellen Wissens über genetische Ressourcen bekommen“. Allerdings ist das Abkommen im Falle der Guaraní nicht rechtskräftig, da es vom paraguyanischen Staat nicht unterzeichnet wurde. 11) Tageszeitung: Keine Kohle für die Guaraní – veröffentlicht am 19.11.2015
Ein am Mittwoch, den 16.11.2016, von Public Eye veröffentlichter Bericht zeigt die Reaktionen der betroffenen Unternehmen. Die Schweizer Firma Evolva erklärt sich zu einer Gewinnbeteiligung für einen „gerechten Vorteilsausgleich“ bereit. Aber ausgerechnet Coca-Cola als größter Nutzer von Steviolglykosiden verweigert eine Anerkennung des Problems – trotz ihrer Bewerbung der traditionellen Wirkungen der Stevia-Pflanze für ihr Produkt „Coca-Cola Life“. 12) Epo: Indigene fordern Schutz gegen Biopiraterie ein – veröffentlicht am 16.11.2016
Früher profitierten die Guaraní von ihrer Umwelt und der Nutzung von Pflanzen wie eben Stevia. Inzwischen leben viele Angehörige in Armut. Im Zuge des Massenanbaus von Sojabohnen oder Futterpflanzen wurden sie von ihren Äckern enteignet und aus Teilen ihres Landes verdrängt. 13) Misereor Blog: Stevia -Den Beitrag der Guarani endlich anerkennen – veröffentlicht am 19.11.2015 Das Leben der Guaraní ist heute von Verarmung, Diskriminierung und Vertreibung geprägt. 14) PublicEye: Guaraní gegen Großkonzerne – veröffentlicht am 16.11.2016 Das ist paradox, da auf ihrem Wissen ein Milliardengeschäft aufgebaut wurde. Von diesen Geldsummen kommt in den Grenzgebieten Paraguays und Brasiliens jedoch nichts an.
Fußnoten und Quellen:
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