Irak: Von der einen Schreckensherrschaft in die nächste?!
Tausende Menschen sind derzeit im Irak auf der Flucht vor der extremistischen Terrorgruppe „Islamischer Staat“. Hunderttausende sitzen noch im Kalifatstaat fest, da sie dem IS als Schutzschild dienen, wegen dem Krieg nicht fliehen können oder sich sogar den Extremisten angeschlossen haben.
Der IS nahm vor zwei Jahren große Teile des Iraks ein und versprach der Bevölkerung ein gutes und gerechtes Leben. Die Iraker sahen viel Potential in dem Versprechen und ließen sich so von der Propaganda verleiten. Die damalige Utopie hat sich heute in Angst und Chaos gewandelt. Lebensmittel- und Benzinpreise schossen in die Höhe, Morde und Folter nahmen erschreckende Ausmaße an. 1) Taz: Paranoia im IS-Kalifat; Artikel vom 29.08.16
Doch wie entstand der IS eigentlich? Es begann im Jahr 2003, als die Amerikaner den Krieg in den Irak trugen, um den damaligen Diktator Saddam Hussein zu stürzen sowie die irakische Armee und die Baathpartei aufzulösen. Hunderttausende Iraker, unter ihnen Beamte, Soldaten, Führungskräfte und ehemalige Geheimdienstmitarbeiter stürzten in den Ruin und standen mit leeren Händen da. Aus Wut, Trauer und Hass gegen die US-Truppen gründeten sich neue Widerstandsgruppen – darunter auch Ableger der Al-Qaida, aus denen sich später der IS herausbilden sollte, der mit der Zeit immer extremer wurde. 2) Taz: Die doppelte Schuld der USA; Artikel vom 17.08.14
Im amerikanischen Gefangenenlager Camp Bucca im Irak mit 24.000 Inhaftierten, das eigentlich nur für 5.000 ausgelegt war, lernten sich die Anführer der Terrormiliz kennen. Um Gewalt zu verhindern, trennten die USA die Häftlinge nach Konfession. So kam der derzeit mächtigste Mann im IS, Abu Bakr al-Baghdadi, mit frustrierten ehemaligen Funktionären der Saddam Hussein-Regierung zusammen und knüpfte erste Allianzen. Später stuften ihn die US-Behörden nicht mehr als gefährlich ein und entließen ihn aus der Haft. 3) The Guardian: Isis- the inside story; Artikel vom 11.12.14 4) Anführer des „Islamischen Staates“: Die Knastbrüder von Camp Bucca; Artikel vom 05.11.14 Seit Oktober 2011 ist al-Baghdadi einer der meistgesuchten Terroristen des US-Außenministeriums. 5) Rewards for Justice: Wanted
Wegen ihm und seinem Terror befinden sich heute unzählige Menschen auf der Flucht in den Nordirak zu Checkpoints der Peschmerga, einer Armee des kurdischen Autonomiegebietes im Norden. Die Peschmerga finanziert sich hauptsächlich durch den Menschenschmuggel. Ohne diese Hilfe schaffen es die meisten Menschen nicht in die Flüchtlingslager und treten auf Minen oder werden vom IS erschossen. „Von jedem kassieren sie 500 Dollar“, so ein Geflüchteter. Hinsichtlich der hohen Flüchtlingszahlen fließen somit monatlich hunderttausend Dollar in die Kriegskasse- für den Krieg gegen den IS. 6) Taz: Paranoia im IS-Kalifat; Artikel vom 29.08.16 Die Waffen der Kurden werden hauptsächlich aus Deutschland importiert. 7) Tagesschau.de: Waffen für Kurden – kaum noch Thema; nicht mehr verfügbar
Die kurdischen Kämpfer haben bereits in Zusammenarbeit mit den irakischen Streitkräften zahlreiche Dörfer und Städte von der Terrormiliz befreit. Aktuell liegt ihr wichtigstes Ziel in der Befreiung der IS-Hauptstadt Mossul. Das Problem: Die Kurden nehmen die ‚erkämpften‘ Gebiete selbst ein und wollen diese nicht an den Staat abtreten. Sie haben ihre autonome Region schon um 50 Prozent erweitert. Wenn der IS somit besiegt wird, besteht die große Gefahr, dass dann bereits die Kurden das Land beherrschen und somit neue Konflikte entstehen. Wenn der gemeinsame Feind weg ist, ist das Risiko hoch, dass sich die anderen kleineren Terrormilizen, die international unterstützt werden, gegen die Kurden zusammenschließen und somit ein neuer Krieg entstehen würde. 8) N24: Schlacht um Mossul, Die Landkarte wird neu gezeichnet; Artikel vom 29.08.16
Durch den nun geplanten Großangriff auf Mossul sowie den enormen Verlust von Gebieten an die Kurden, gerät der IS immer mehr unter Druck und wird damit immer grausamer und paranoider. Geflüchtete berichten von willkürlichen Hausdurchsuchungen nach Spionen, Hinrichtungen von vielen verdächtigen Bürgern sowie den Einsatz von 13 oder 14 jährigen Kämpfern. Besonders in Mossul verschlimmert sich die Lage. Seit Monaten rücken die irakischen Streitkräfte mithilfe der Kurden und der USA immer näher an die Stadt heran. Die Zahl der Opfer steigt. 9) Handelsblatt: Der IS wird nervös- und immer grausamer; nicht mehr verfügbar
Laut der UNO könnten 2,5 Millionen Menschen bei dem bevorstehenden Angriff auf Mossul aus ihrer Heimat vertrieben werden. Es werde so viel Geld in den Militärfeldzug gegen den IS investiert, dabei vergessen alle die irakische Zivilbevölkerung, die während des Konflikts alles verloren hat und meist nur noch unter Plastikplanen haust. Es wurden zwar bereits einige Lager mit Hilfsgeldern gebaut, allerdings sind diese kaum ausgestattet. Tausende Menschen teilen sich mancherorts eine einzige Toilette. Nahrung, Wasser und medizinische Versorgung ist knapp. Für die zukünftige Flüchtlingswelle sind nicht ansatzweise ausreichende Möglichkeiten vorhanden. Der Regierung fehlt das Geld. Die UNO hat nach eigenen Angaben weniger als die Hälfte der Gelder erhalten, die sie bräuchte. Zu viel fließt in den Krieg. 10) Taz: Paranoia im IS-Kalifat; Artikel vom 29.08.16
Fußnoten und Quellen:
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