Fluchtgrund Hunger: Wie deutsche Entwicklungshilfegelder als Subventionen für DAX-Unternehmen dienen
Die deutsche staatliche Entwicklungshilfe steht erneut schwer in der Kritik. Nach einer Studie der Organisation Oxfam, die am letzten Freitag erschien, ähneln große entwicklungspolitische Projekte zur weltweiten Hungerbekämpfung eher Wirtschaftssubventionen für deutsche Unternehmen. In der Kritik sind insbesondere öffentlich-private Partnerschaften, sogenannte PPP’s, die statt auf die kleinen und mittleren Bauern vor Ort lieber auf international tätige deutsche Großkonzerne setzen.
In der Studie mit dem Namen „Böcke zu Gärtnern. Warum die aktuelle Kooperation mit Agrarkonzernen eine nachhaltige Landwirtschaft verhindert“ wies Oxfam besonders auf drei PPP’s hin: die Better Rice Initiative Asia (BRIA), die Competitive African Rice Initiative (CARI), sowie die Potato Initiative Africa (PIA). Mit diesen Projekten setzt die Bundesregierung ganz eindeutig auf eine Förderung der industriellen Landwirtschaft, wie sie von beteiligten Konzernen wie unter anderem Bayer und BASF forciert wird. Dadurch ergibt sich vor allem, dass die hauptsächlich unter Hunger Leidenden, wie Kleinbauern und vor allem Frauen, aus dem Entscheidungsprozess ausgeschlossen werden. „Es ist unfassbar, dass die Bundesregierung Projekte zur Hungerbekämpfung über die Köpfe der Betroffenen hinweg entwickelt. Stattdessen kooperiert sie eng mit den großen Agrarkonzernen, treibt deren Agenda voran und macht damit den Bock zum Gärtner“, kommentierte Marita Wiggerthale, Referentin für Welternährung bei Oxfam Deutschland.1)Entwicklungspolitik Online: Deutsche Agrarkonzerne profitieren von Entwicklungshilfe für arme Länder; Artikel vom 05.08.2016 Somit stehen sowohl bei der Bedarfsanalyse, als auch bei den Entscheidungsprozessen Betroffene außen vor. Ihre Einbeziehung erfolgt zumeist erst, wenn Ausrichtung und Inhalte der PPP’s bereits festgelegt und nicht mehr anpassbar sind.2)Forum Umwelt und Entwicklung: German Food Partnership – Entwicklungszusammenarbeit zum Nutzen deutscher Konzerne oder zur Bekämpfung von Hunger und Armut?; Stand 09.08.2016 Doch „Wer den Hunger bekämpfen will, muss die Hungernden unterstützen und agrarökologische Anbauverfahren fördern“, erklärte Wiggerthale weiter.3)Entwicklungspolitik Online: Deutsche Agrarkonzerne profitieren von Entwicklungshilfe für arme Länder; Artikel vom 05.08.2016
Dass dieses Argument nicht aus der Luft gegriffen ist, zeigt sich dadurch, dass weltweit mehr Lebensmittel produziert werden, als die Menschheit bedarf. Trotzdem leiden laut FAO mindestens 800 Millionen Menschen Hunger. Die Probleme liegen also wie so oft nicht im Vorhandensein, sondern der Verteilung von Ressourcen. Eine Förderung der industriellen und inputintensiven (Verwendung von zertifiziertem Saatgut, Düngemittel, etc.) Landwirtschaft löst somit die Probleme nicht. Entweder sie nimmt Bauern durch niedrige Preise ihre Existenzgrundlage und Chance zum ökonomischen Aufstieg, es hält sie in Abhängigkeit vom Zukauf von Saatgut und Düngemittel oder macht sie gleich vom Selbstversorger zum prekären Konsumenten.4)Oxfam: Gefährliche Partnerschaft; Stand 09.08.2016 Am Ende steht keine bessere Versorgung der Bauern mit Lebensmitteln, sondern es stehen größere Marktanteile deutscher Unternehmen, die mit deutscher Entwicklungshilfe finanziert und mit Regierungskontakten ermöglicht wurden.5)Forum Umwelt und Entwicklung: German Food Partnership – Entwicklungszusammenarbeit zum Nutzen deutscher Konzerne oder zur Bekämpfung von Hunger und Armut?; Stand 09.08.2016
Fußnoten und Quellen:
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