Nigeria: Blutige Proteste als Folge der britischen Kolonialherrschaft
Am Montag wurden in Biafra Proteste gewaltsam niedergeknüppelt. Die blutige Niederschlagung der Demonstrationen erfolgte durch die Polizei und das Militär. Biafra-Aktivisten geben an, dass es 35 Tote, 207 Verletzte und 403 Festnahmen gegeben habe. Die Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV) fordert nun eine unabhängige Untersuchungskommission, um das gewaltsame Eingreifen der Polizei zu überprüfen. Derweil rechtfertigt das Militär den harten Einsatz mit der Selbstverteilung seiner Soldaten und behauptet, dass es nur zehn Tote gegeben habe. 1) epo.de: Mindestens 35 Tote bei blutiger Niederschlagung von Protesten – Stand: 1. Juni 2016
Hintergrund der Proteste waren laut GfbV Feiern zum 49. Jahrestag der Unabhängigkeitserklärung Biafras von Nigeria. Die Ausschreitung legen die ethnisch-religiöser Rivalitäten im Land offen. Während die Bevölkerung im Norden mit den Hausa-Fulani und im Südwesten mit den Yoruba muslimisch geprägt ist, lebt im Südosten das christliche Volk der Igbo. 2) kas.de: Nigeria – Landesinformationen – Stand 3. Juni 2016
Vor der britischen Kolonialisierung lebten diese drei Hauptgruppen des Vielvölkerstaates in Frieden nebeneinander her. Ohne Rücksicht auf kulturelle Gegebenheiten wurden die Gebiete dann jedoch unter der Bezeichnung „Nigeria“ zusammengefasst und von der französisch bzw. deutsch kolonialisierten Umgebung im Jahr 1917 abgegrenzt. Während der Norden sich zum größten Teil selbst überlassen wurde, zeigte die Kolonialmacht in den christlich geprägten Gebieten der Igbo stärkere Präsenz. Dort wurde die Erziehung nach westlichen Maßstäben gefördert und es wurden Schlüsselpositionen im britischen Protektorat vergeben. Händler, Manager und Juristen stammten vornehmend aus der Gruppe der Igbo, was die Wut der Gruppen im Norden Nigerias schürte. 3) deutschlandfunk.de: Vor 35 Jahren endet in Nigeria der Bürgerkrieg nach der Kapitulation Biafras – Stand: 12. Januar 2005
Als schließlich mit der Unabhängigkeit im Jahr 1954 ein föderaler Staat entstand, rangen alle drei Regionen um politische Macht in der Zentralregierung. Die Animositäten stiegen weiter an, was letztlich zu einem Militärputsch im Jahr 1966 führte, infolgedessen mit General Inronsi ein Igbo zum Staatsoberhaupt wurde. Vermutlich aus Rache wurden in den nördlichen Regionen schwere Massaker an dort lebenden Igbo verübt. Etwa eine Million Menschen flohen im Zuge dieses massiven Ausbruchs von Gewalt. Die Angaben zu den Todesopfern schwanken zwischen 30.000 und 100.000 Menschen. 4) deutschlandfunk.de: Vor 35 Jahren endet in Nigeria der Bürgerkrieg nach der Kapitulation Biafras – Stand: 12. Januar 2005
Daraus resultierte letztlich die Ausrufung der Unabhängigkeit als „Republik Biafra“ im Südosten des Landes durch Oberstleutnant Ojukwu am 30. Mai 1967. Die Zentralregierung konterte mit der Invasion Biafras am 6. Juli 1967 und eröffnete damit einen Bürgerkrieg, der knapp zweieinhalb Jahre andauerte und hunderttausenden Menschen das Leben kostete. Beendet wurde dieser durch die Kapitulation Biafras Ende 1969 und die offizielle Auflösung der Republik Biafra im Januar 1970. 5) vergessene-konflikte.de: Biafra – nicht mehr verfügbar
Fußnoten und Quellen:
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