Begeht die USA im Irak zweimal den gleichen Fehler?
Mithilfe der US-Luftwaffe hat die irakische Armee am Montag mit der Erstürmung der Stadt Falludscha, die sich 50 Kilometer westlich von Bagdad befindet, begonnen. Falludscha ist nach Mossul die zweitgrößte Stadt, die sich noch unter Kontrolle des IS befindet. Nachdem die IS-Einheiten als erste Stadt im Irak Falludscha eingenommen hatten, setzen sie ihren Siegeszug über weite Teile im Norden und Westen des Iraks fort.
Der Vormarsch, an dem sich auch schiitische Milizen beteiligen, löste bei Hilfsorganisationen Besorgnis aus. In der Hochburg der Extremisten Islamischer Staat sind mehr als 50.000 Zivilisten mit äußerst begrenztem Zugang zu Trinkwasser, Nahrungsmittel und ärztlicher Versorgung eingeschlossen. Das Militär ließ seit Monaten keine Hilfslieferungen mehr in die Stadt, um die Operation vorzubereiten. Schon im Februar hieß es, dass Menschen Gras essen müssten und manche verhungert seien. Dem Uno-Flüchtlingshilfswerk UNHCR liegen zudem glaubwürdige Berichte vor, wonach der IS in Falludscha Menschen als Schutzschilde missbraucht und ihnen verbietet die Sammelplätze im Zentrum der Stadt zu verlassen. Rund 3.700 Menschen –oder rund 624 Familien – sind nach Angaben des UNHCR in den vergangenen Tagen aus Falludscha geflohen. 1) faz.net: Irak startet Sturm auf Falludscha – Stand: 31. Mai 2016
Nach Angaben der Vereinten Nationen hindern IS-Kräfte verbliebenen Bewohner daran die Stadt zu verlassen. Für die verbliebenen Menschen sollen Korridore aus der Stadt eingerichtet worden sein. Wer fliehen will, so heißt es, solle eine weiße Fahne schwenken. Aber wer flieht, läuft Gefahr, von den IS-Kämpfern erschossen oder von Minen oder Sprengfallen getötet zu werden, mit denen der IS die Stadt weiträumig übersät hat. Die genaue Anzahl von IS-Kämpfern ist ebenfalls nicht bekannt. Ein US-Militär sprach davon, dass sich lediglich noch ein paar hundert IS-Kämpfer in der Stadt aufhalten, die aus Falludscha oder der Umgebung stammen. 2) heise.de: Die nächste Stadt um Falludscha hat begonnen – Stand: 23. Mai 2016
Der Einfall durch US-Truppen weckt böse Erinnerungen. 2004 fiel die Stadt nach der amerikanischen Invasion den al-Qaida-Islamisten in die Hände und musste befreit werden. Bei der Rückeroberung wurden weite Teile der Stadt zerstört und der traumatisierten Bevölkerung ihre Lebensgrundlage entzogen. 3) heise.de: Die nächste Stadt um Falludscha hat begonnen – Stand: 23. Mai 2016
Weil der Irak angeblich Massenvernichtungswaffen besaß, erklärten die USA 2003 dem damaligen Regierungschef Saddam Hussein den Krieg. Der Diktator wurde gestürzt – das Waffenarsenal nie gefunden. Auch weitere Versuche den Krieg rechtzufertigen, sind wenig glaubhaft. Beispielsweise tauchte al-Quaida in der Region erst nach dem Sturz Saddam Husseins auf. Die Befreiung der Iraker von einer brutalen Diktatur scheint ebenfalls nur ein Vorwand gewesen zu sein, da die meisten Verbrechen zu der Zeit verübt wurden, als Hussein noch die Unterstützung des Westens genoss. 4)spiegel.de: Das Fiasko von Bagdad – Stand: 1. Juni 2016
Nach der US-Invasion, deren militärische Strategie „Schrecken und Ehrfurcht“ genannt wurde, geriet der Irak an den Rand des Bürgerkriegs. Damals hatte das amerikanische Militär versucht mithilfe massiver Bombardements den Irak in eine Schockstarre zu versetzen und nach dem Sturz des Diktators Freiheit und Frieden wieder herzustellen. Rückblickend klingt diese Rhetorik grotesk. Die militärische Operation geriet völlig außer Kontrolle. Ein ganzes Land wurde destabilisiert und in eine humanitäre Katastrophe gestürzt. 5) zeit.de: Bushs Werk und Al-Kaidas Beitrag – Stand 14. März 2013
Das durch die USA zerstörte Sicherheitsnetz lud terroristische Gruppen und Paramilitärs ein, ihr Unwesen zu treiben. Zusätzlich wurden beim Wiederaufbau kaum die Regeln der Genfer Konvention beachtet, wonach der Staat der ein anderes Land übernimmt, die Verantwortung für Recht, Ordnung und für die Grundversorgung der Bewohner trägt. Seine Soldaten seien keine Polizisten und Sozialarbeiter, ließ der damalige US-Verteidigungsminister Donald Rumsfeld verlauten, als Plünderer in den Tagen nach der Befreiung Schulen, Museen, Armeedepots und Ministerien ausräumten. 6) zeit.de: Bushs Werk und Al-Kaidas Beitrag – Stand 14. März 2013
Über 100.000 tote Zivilisten, über 4.000 getötete US-Soldaten und rund 24.000 getötete Aufständische sind das Ergebnis des irakischen Aufstandes und Bürgerkriegs. Trotzdem erklärte Barack Obama den Irakkrieg nach Abzug der US-Truppen im Jahr 2011 als Erfolg. Ehrliche Aufarbeitung und Zugeständnisse von offizieller Seite sind bis heute kaum zu finden. 7) zeit.de: Bushs Werk und Al-Kaidas Beitrag – Stand 14. März 2013
Fußnoten und Quellen:
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