Der Drohnenkrieg der USA kostet hunderten Zivilisten das Leben
Der Tod kommt per Knopfdruck – Mit einem Drohnenangriff hat die US-Armee Mullah Achtur Mansur, den Chef der islamistischen Gruppe Taliban, diesen Monat getötet. 1) Zeit Online: Taliban bestätigen Tod ihres Chefs durch US-Drohne – Artikel vom 23.05.2016 Im Kampf gegen terroristische Gruppen greifen die Vereinigten Staaten verstärkt auf die unbemannten Luftfahrzeuge zurück. Das pakistanische Außenministerium wertete die Attacke als Angriff auf die Souveränität des Landes. In der Tat ist das Töten ohne Prozess eine fragwürdige Praxis: Für den Tod einer Zielperson sterben im Schnitt etwa 27 Zivilisten. 2) The Guardian: 41 men targeted but 1,147 people killed: US drone strikes – the facts on the ground – Artikel vom 24.11.2014
Drohnenangriffe auf Terroristen werden in Ländern wie Somalia, dem Jemen, Pakistan und Afghanistan eingesetzt. 3) Telepolis: Die mörderischste Terror-Kampagne der Gegenwart – Artikel vom 06.07.2015 Neben den Angriffen auf spezifizierte Zielpersonen werden auch Angriffe auf Personen, die mit terroristischen Aktivitäten in Verbindung gebracht werden, ausgeübt: Manchmal muss man sich also nur zur falschen Zeit am falschen Ort befinden. 4) The Guardian: 41 men targeted but 1,147 people killed: US drone strikes – the facts on the ground – Artikel vom 24.11.2014
Obwohl der Tod von bekannten Zielpersonen wie dem kürzlich getöteten Talibanchef medial groß aufbereitet wird, bleiben die Vorgehensweise und die Zahl der Angriffe weitgehend intransparent. Das macht eine offene Dokumentation und damit Untersuchungen nach der Rechtmäßigkeit dieser Angriffe fast unmöglich. Damit wird deutlich, in welchem Ausmaß Zivilisten durch die Luftoffensiven bedroht werden. 5) Amnesty International: Drohnen: Lizenz zum Töten – Artikel vom 22.10.2013 Auch die Identität der Drohnenopfer bleibt meist ungeklärt. Manchmal werden auch Zivilisten fälschlicherweise in Medienberichten als Terroristen deklariert. Das spiegelt sich in der hohen Zahl an Falschmeldungen: Oft werden Zielpersonen etwa fünfmal für tot erklärt. 6) Zeit Online: Die Todesengel kommen wieder – Artikel vom 30.07.2015
«Mit der strikten Geheimhaltung rund um ihr Drohnenprogramm gibt sich die USA eine Lizenz zum Töten ausserhalb des Einflussbereichs von Gerichten und jenseits grundlegender Menschenrechtsstandards», kritisiert Mustafa Qadri, Pakistan-Experte von Amnesty International. 7) Amnesty International: Drohnen: Lizenz zum Töten – Artikel vom 22.10.2013 Das Töten auf Knopfdruck aus einem Büro in den Vereinigten Staaten erzeugt außerdem eine gefährliche Machtposition: Die systematische Zerstörung in Ländern wie Pakistan verletzt Menschen- und Völkerrechte. 8) Zeit Online: Drohnenpiloten erheben Vorwürfe gegen Obama – Artikel vom 19.11.2015
Lediglich zwölf Prozent der Drohnenopfer in Pakistan und im Jemen sind tatsächlich militante Kämpfer. 9) Telepolis: Die mörderischste Terror-Kampagne der Gegenwart – Artikel vom 06.07.2015 Allein bei den Drohnenangriffen der USA in Pakistan wurden bis 2012 mindestens 176 Kinder getötet. In den Grenzgebieten zu Afghanistan hält die Angst vor Drohnenangriffen pakistanische Kinder vom Schulbesuch ab. Außerdem müssen sich viele Kinder um Familienmitglieder kümmern, die durch die Angriffe verstümmelt wurden. 10) FAZ: Terror gegen Zivilisten – Artikel vom 25.09.2012
Neben dem unsäglichem Leid der Zivilbevölkerung gibt es weitere, fragwürdige Konsequenzen der Drohnenangriffe: Terrororganisationen wie Al-Quaida und die Taliban ziehen sich in immer entlegenere Gebiete zurück. Das geht auf Kosten der dort lebenden Bevölkerung und lässt deren Aktivitäten noch schwerer nachvollziehen. Außerdem kann bei denjenigen, die durch Drohnenangriffe ihre Familienmitglieder oder Freunde verlieren, ein Hass auf die westliche Welt, insbesondere die USA, ausgelöst oder verstärkt werden. Das wiederum ist Nährboden für den Terrorismus. 11) The Atlantic: Are Drone Strikes Killing Terrorists or Creating Them? – Artikel vom 31.03.2013
Insbesondere bei Jugendlichen, die durch den Tod ihrer Familienmitglieder jegliche Perspektive verlieren, wird die Wahrscheinlichkeit vervielfacht, dass sie anfälliger für die Rekrutierung durch terroristische Vereinigungen sind. Das Feindbild USA wird durch die unrechtmäßigen Tötungen geschürt. 12) The Atlantic: Are Drone Strikes Killing Terrorists or Creating Them? – Artikel vom 31.03.2013 Dieser Meinung sind auch vier ehemalige US-Drohnenpiloten, die sich 2015 in einem offenen Brief an US-Präsident Obama wandten: „Der Umstand, dass wir unschuldige Zivilisten töten, befeuert die Hassgefühle nur, die den Terror und Gruppen wie den „Islamischen Staat“ antreiben.“ 13) Zeit Online: Drohnenpiloten erheben Vorwürfe gegen Obama – Artikel vom 19.11.2015
Neben dem tausendfachen, unrechtmäßigen Tod von Zivilisten bleibt es zudem fragwürdig, ob die Strategie, die Köpfe von Terrororganisationen einfach wegzubomben, besonders effektiv ist – die Taliban präsentieren bereits einen Nachfolger. 14) Spiegel Online: Neuer Taliban-Chef Akhunzada: Das Phantom aus Kandahar – Artikel vom 25.05.2016 Dass der Terror dadurch abnehmen wird, ist fragwürdig – trotzdem bezahlen tausende Zivilisten mit ihrem Leben.
Fußnoten und Quellen:
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