Dadaab: Das wahre Gesicht der Flüchtlingskrise
In Kenia, nicht weit entfernt von der somalischen Grenze im Nordosten des Landes, befindet sich das weltweit größte Flüchtlingscamp: Dadaab. Das für 90.000 Menschen angelegte Auffanglager beherbergt derzeit knapp eine halbe Millionen Geflüchteter, hauptsächlich aus Somalia. Dadaab ist somit die drittgrößte „Stadt“ Kenias nach Nairobi und Mombasa. Doch auch wenn diese teils die Funktion einer Stadt übernimmt, mit eigenem Markt und Schulen, gibt es keinen Raum für die Zukunft der Einwohner. Wer einmal im Camp registriert ist, darf niemals in einem anderen Ort Kenias leben. Deswegen sind manche Menschen dort schon seit der Entstehung des Camps vor 25 Jahren.
Die Zeltstadt befindet sich mitten im Nirgendwo. Neben Staub und Sand gehören Vergewaltigungen, Raubüberfälle und Entführungen zur Tagesordnung. 1) spiegel.de: Größtes Flüchtlingslager der Welt: Das Drama von Dadaab – Stand 31.03.2016 Fern ab von jeglicher Zivilisation versuchen sich die Geflüchteten ein besseres Leben aufzubauen, doch das gelingt nur schwer. Oft kommt es zum Hungertod, und das nahe der Schule gelegene Massengrab von Kindern wächst stetig an. Und man wartet: auf weitere Flüchtlinge, auf Essensrationen, darauf dass die Schule beginnt, damit man irgendeine Beschäftigung hat. 2) aljazeera.com: Dadaab, the world´s biggest refugee camp – Stand 31.03.2016 Die Hoffnung auf eine Änderung der Situation bleibt aus, da die Integration in das neue Heimatland unterbunden wird.
Das liegt an der Angst vor dem Terror der Kenianer. Erst im April des letzten Jahres wurden 150 Studenten in der nahegelegenen Stadt Garissa von Al-Shabaab-Milizen auf grauenhafte Weise ermordet. Der kenianische Vize-Präsident bezeichnet diesen Vorfall als das 9/11 Kenias. Man wolle nun im Kampf gegen den Terror härter vorgehen. In dem Camp, welches schon lange ein Dorn im Auge der Regierung ist, vermutet man Brutstätten des Terrorismus. Und man bekommt nun Beweise dafür. Die Attentäter sind wohl durch Dadaab ins Land gekommen. 3) tagesschau.de: Flüchtlinge aus Dadaab sollen weg – nicht mehr verfügbar Die Krieger nutzen die Versorgung der UNHCR aus, um sich für neue Kämpfe zu stärken. Als Folge dessen wurde gedroht, das Camp innerhalb von drei Monaten aufzulösen und nach Somalia zu verlegen. 4) youtube.de: Tagesschau 29.03.2016 – nicht mehr verfügbar Damit würde den Geflüchteten die letzte Chance auf ein sicheres Leben genommen, was bisher zum Glück nicht passiert ist.
Allerdings hatten die Geschehnisse andere Folgen: Einige Hilfsorganisationen zogen ihre Gelder ab, und die bereits knappen Nahrungsrationen mussten um 30 Prozent gekürzt werden. Die Hungertoten nahmen danach zu. Auch die medizinische Versorgung wird bei der steigenden Zahl der Migranten und der gleichzeitigen Abnahme der Unterstützung immer schwerer. Im Januar dieses Jahres starben zehn Menschen an Cholera. 5) dw.com: Flüchtlingslager Dadaab in Kenia: „Langfristige Lösung notwendig“– Stand 31.03.2016
Wenn man nicht sein ganzes Leben als Flüchtling, Bettler und ewig Fremder leben möchte, bleibt einem nur die Möglichkeit der Rückkehr ins Heimatland – ein Kriegsgebiet, unter ständiger Angst vor der Terrororganisation Al-Shabaab. „Der Islam verbietet es zu stehlen und zu töten. Aber Al-Shabab lässt keine Hilfe ins Land. Das ist Mord.“ Mit diesen Worten stellt ein Bewohner des Camps die Situation in Somalia dar. Zusätzlich zum Terror kämpfen die Somalier auch in ihrer Heimat mit enormen Nahrungsmangel, da die Dürren aufgrund des Klimawandels häufiger werden und das Vieh stirbt.
Campleiter Ahmed Fall hofft nach dem Besuch von Entwicklungsminister Müller auf mehr Aufmerksamkeit für die Situation in Somalia. Europa darf nicht ignorieren, dass es mehr Krisenherde auf dieser Erde gibt als Syrien: „Wir brauchen Frieden in Somalia, und die internationale Gemeinschaft muss Somalia mehr Beachtung schenken. Nur so können wir eine dauerhafte Lösung für die Flüchtlinge finden.“ 6) dw.com: Flüchtlingslager Dadaab in Kenia: „Langfristige Lösung notwendig“– Stand 31.03.2016
Wenn wir die Situation in Deutschland „Flüchtlingskrise“ nennen, wie bezeichnet man dann die ausweglose Situation der Somalier in Kenia?
Wir hier haben das Glück ein gutes Bildungswesen, Ernährungssicherheit sowie eine ausgeprägte medizinische Versorgung und Sicherheit zu genießen. Es fehlt nicht an finanziellen Möglichkeiten, dieses Glück auch mit Geflüchteten zu teilen, anstatt wegzusehen oder sogar Konflikte weltweit mit Waffenexporten anzufeuern.
Fußnoten und Quellen:
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