Nigeria: Das Schwarze Gold, eine Folter für Natur und Mensch
Nigeria ist der größte Ölproduzent Afrikas und befindet sich weltweit auf dem 12. Rang. 83,3 Prozent des Exports werden nur durch das Erdöl gedeckt. Das Ölvorkommen Nigerias konzentriert sich im Nigerdelta, einer 70.000 qm² großen Flussmündung des Nigers.
Neun ölproduzierende Staaten schöpfen Öl in dem Gebiet, in welchem 20 Millionen Menschen leben. Das entspricht 16,7 Prozent der nigerianischen Population. Die verarmte Bevölkerung bekommt allerdings von dem „Gott-gegebenem“ Gut nichts ab. Seit 1971 ist Nigeria OPEC-Mitglied und die Nigerian National Petroleum Corporation (NNPC) wurde 1977 gegründet. Die meist bekannten multinationalen Ölkonzerne vor Ort sind die Shell Petroleum Development Company (SPDC), Chevron, Esso und Agip. Ca. 2,5 Millionen Barrel werden von ihnen täglich abgebaut. 1) sourcewatch.org: Nigeria´s oil industry – Stand 24.03.2016
Zusätzlich zu der Ungleichverteilung des eigentlich großen Vermögens der Nigerianer leiden sowohl die Umwelt als auch die Gesundheit der Anwohner des Niger-Deltas an den dramatischen Folgen der Ölförderung, welche internationalen Standards nicht annähernd gerecht wird. Das Öl wird inmitten der Natur zur Reinigung verbrannt, was aufgrund von Gesundheits-und Umweltschäden längst verboten ist.
Das Ogoni-Gebiet, insbesondere die Stadt Bodo, bekommt von dem Öl-Boom des Landes nur die Kehrseite zu spüren. Das Ökosystem ist mit über zwei Millionen Tonnen Rohöl im Niger extrem verschmutzt. Dreihundert mal jährlich läuft aus den Pipelines Öl in die Gewässer und gelangt somit auch ins Grundwasser. Die Fischer finden kaum noch Fische und auch die Ernten werden wegen der Verschmutzung vergiftet. 2) n-tv.de: Jeden Tag eine Ölpest – Stand 24.03.2016 Diese Umweltschäden entstanden von Anfang an auch wegen der starken Korrosion der Leitungen und der schlechten Wartung. Dass Shell eine Mitverantwortung für die miserablen Zustände trägt, zeigt sich in der Bereitschaft des Unternehmens 70 Millionen US-Dollar Entschädigung an die Bewohner Bodos zu zahlen. Doch ursprünglich forderten die Anwohner des Niger-Deltas weit mehr. 3) badische-zeitung.de: Shell entschädigt Nigerianer nach Ölpest – Stand 24.03.2016
Das Niger-Delta besitzt den drittgrößten Mangrovenwald dieser Erde, doch dieser stirbt langsam ab. 4) fao.org: Nigeria – Stand 24.03.2016 Die Ogoni atmen die verpestete Luft ein, und es kommt zu einer verstärkten Verbreitung von Asthma, chronische Bronchitis oder Blutveränderungen. Der Hunger steigt. Fische werden nun zur Importware und die Lebenserwartung sinkt auf 40-45 Jahre, was zehn Jahre unter dem nigerianischen Durchschnitt liegt. 5) n-tv.de: Jeden Tag eine Ölpest – Stand 24.03.2016
In der Bevölkerung wächst die Wut gegen Konzerne wie Shell, Chevron, Exxon Mobil und Total. Doch mit den zerstörenden Auswirkungen der Ölförderung setzen sich die multinationalen Unternehmen nur ungern auseinander. 6) wikipedia.org: Nigerdelta – Stand 24.03.2016 70 Prozent der Lecks entstünden wegen Sabotage und illegalem Abzapfen durch die Einheimischen, argumentieren die Konzerne. Doch dass die Pipelines generell eine Zerstörung des Ökosystems und der regionalen Wirtschaft zur Folge haben, das wird gerne ausgeblendet. Die Öldiebstähle sind ein Akt der Verzweiflung. Wenn die anliegenden Bewohner keine Ausgleichzahlungen erhalten, müssen sie sich diese eben selbst erwirtschaften. Und dies mit simpelsten Sicherheitsvorkehrungen.
Die Ölkatastrophe im Nigerdelta gilt als die schlimmste der ganzen Welt. Die guten Geschäfte mit reichen Abnehmerländern, auch Deutschland, gründen auf dieser Verschmutzung. 7) dw.com: Illegale Raffinierien im Niger-Delta – Stand 24.03.2016
Die Situation verschlimmert sich mehr und mehr, während die Hoffnung ausbleibt. Die Unzufriedenheit führt zu Kämpfen um das vorhandene Öl, Entführungen und Sabotage.
Im Zuge dieser Entwicklungen wurde Shell zum Off-Shore-Produzenten. Der Schaden ist weitaus höher als dass er mit 70 Millionen US-Dollar zu beheben wäre. Umweltorganisationen schätzen den finanziellen Aufwand zur Wiederherstellung des Gebiets und für den Umgang mit den Schäden auf mehrere Milliarden. Die Entschädigung ist also nur eine kleine Anzahlung für die Behebung der Verschmutzung. Wenn sie denn überhaupt jemals zu beheben ist, dann dauert es mindestens zehn Jahre. 8) youtube.com: Oil spills in Nigeria – Stand 24.03.2016
Um an die nötigen Schadensersatzzahlungen zu gelangen, welche der Staat aufgrund der beschriebenen wirtschaftlichen Situation nicht aufbringen kann, dürfen nigerianische Farmer nun in den Niederlanden den Ölkonzern Shell verklagen. 9) dw.com: Farmer dürfen Öl-Giganten Shell verklagen – Stand 24.03.2016 Dabei hegen sie Hoffnung auf größere Entschädigungszahlungen.
Die Deutschen verbrauchen im Schnitt 2400 Barrel Erdöl pro Tag. Im Jahr 2013 importierten die EU-Staaten 8,3 Prozent des Erdöls aus Nigeria. 10) statista.com: Verteilung der Erdölimporte Europas (EU28) nach Herkunftsland im Jahr 2015 – Stand 24.03.2016 Der Handel mit Erdöl ist gleichstellbar mit dem Handel von Mensch und Natur. Ob das vertretbar ist, sollte man überdenken. Genug Alternativen gibt es ja bereits.
Fußnoten und Quellen:
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