Entwicklungshilfe für Monsanto, Bayer und Co
Fluchtursachen beseitigen – das ist in der öffentlichen Meinung der wirksamste Ansatz, langfristig die Zahlen und das Leid von Geflüchteten zu verringern. Für viele ist die Beseitigung der Fluchtursachen gleichbedeutend mit einer stärkeren Investition in Entwicklungshilfe. Was aber, wenn genau diese Gelder für Entwicklungshilfe zum Verlust der Lebensgrundlage von Kleinbauern beitragen?
Entwicklungszusammenarbeit soll Entwicklungsländer wirtschaftlich stärken und Hunger bekämpfen. Die gegenwärtigen Entwicklungsbestrebungen entwickeln sich aber oft konträr zu dieser Zielsetzung. Zwischen dem deutschen Entwicklungsministerium und der Agrarindustrie herrscht eine enge Partnerschaft – die ‚German Food Partnership‘. Dabei sollen deutsche und transnationale Agrarkonzerne wie Bayer Crop Science oder Syngenta als Entwicklungspartner in der Hungerbekämpfung finanziell unterstützt werden. Somit werden Agrarkonzerne mit dem kommerziellen Interesse, Märkte im globalen Süden zu erschließen, im Zeichen der Hungerbekämpfung vom Entwicklungsministerium subventioniert. Diese Art der Entwicklungshilfe zeigt ein hohes Maß an Intransparenz für die Öffentlichkeit. Außerdem werden die Interessenskonflikte von Agrarkonzernen mit der lokalen Bevölkerung ausgeblendet – es kommt im Zuge von Landkonflikten zunehmend zu Menschenrechtsverletzungen. Die Kooperationen erfolgen unter Ausschluss der lokalen Kleinbauern. Somit werden deren Bedürfnisse und traditionelle, wertvolle Erfahrungen für eine nachhaltige und ertragreiche Kultivierung ausgegrenzt. 1) Forum Umwelt und Entwicklung: German Food Partnership – Entwicklungszusammenarbeit zum Nutzen deutscher Konzerne oder zur Bekämpfung von Hunger und Armut? – Stand 21.03.2016
Beispielsweise finanzierte die deutsche Entwicklungszusammenarbeit die Expansion von Zambeef in Sambia. Dabei eignete sich die Aktiengesellschaft Zambeef, der größte Fleischproduzent Sambias, riesige Agrarflächen an. Die Kleinbauern, die zuvor das fruchtbare Land bewirtschafteten, wurden dafür vertrieben. 2) epo: Deutsche Entwicklungshilfe beteiligt sich am Landgrabbing in Sambia – Stand 21.03.2016 Auch diejenigen, die einen Arbeitsplatz ergattern konnten, haben meist weniger zu essen als zuvor, als sie das Land selbst bewirtschafteten. So ein Kleinbauer: „ Wir bleiben arm und andere werden reich.“ 3) WDR: Das Geschäft mit dem Hunger – Beitrag nicht mehr verfügbar
Während nur wenige von den Arbeitsplätzen in den Agrarkonzernen profitieren, tragen die Investitionen in Agrounternehmen auch zur Ernährungsunsicherheit im Land bei: Meist wird von den Großunternehmen für die wohlhabende Oberschicht im Land und für den Export produziert.4) FIAN: Landgrabbing: Deutsche Anleger in Sambia – Stand 21.03.2016 Damit verschärft sich der Hunger im Land, Kleinbauern wird ihre Lebensgrundlage und Eigenständigkeit genommen – soziale Ausgrenzung und Elitenbildung verschärft sich. Das ist entgegengesetzt dem deklarierten Ziel der deutschen Entwicklungshilfe: die Armutsbekämpfung und eine Welt ohne Hunger.
An der „Neuen Allianz für Ernährungssicherung“ beteiligt sich auch Deutschland neben den anderen G8-Staaten. Durch Kooperationsabkommen werden Kleinbauern daran gehindert, ihr traditionelles Saatgut frei zu teilen und zu verkaufen. Somit werden primär die Wirtschaftsinteressen von Agrarkonzernen gefördert: Bayer konnte in Kenia dank einer „produktneutralen“ Schulung über 20 Prozent mehr Pestizide an Kleinbauern verkaufen. 5) Oxfam: Gefährliche Partnerschaft – Stand 21.03.2016 Somit hilft die Bundesregierung Agrarkonzernen, neue Märkte zu erschließen. Die Folgen sind oft fatal: Die Kleinbauern werden quasi dazu gezwungen, Saatgut von den Multikonzernen wie Bayer und Monsanto zu kaufen. Diese funktionieren aber nur mit einem massiven Einsatz von Pestiziden. 6) Merkur: Saatgutkonzerne: Gute Geschäfte durch die Entwicklungshilfe – Stand 21.03.2016 Die Bauern befinden sich in einer Abhängigkeit, müssen jedes Jahr neues Saatgut und Pestizide kaufen. Der massive Einsatz von Pflanzenschutzmitteln gefährdet die Gesundheit der lokalen Bevölkerung und führt zur Desertifikation der Böden. 7) YouTube: Hungrig nach Profit – Wem dient die deutsche Entwicklungshilfe? – Stand 21.03.2016
Dagegen ist das traditionelle Saatgut oft ertragsreicher. Selbst bei keiner zusätzlichen Bewässerung können die Samen für die nächste Kultivierung verwendet werden. Somit erweist sich die traditionelle Kultivierung oft als effizienter. 8) Zukunftsstiftung Entwicklung: Traditionelles Saatgut – nicht mehr verfügbar
Somit wären in der Entwicklungszusammenarbeit Investitionen in Bildung, Gesundheit und Infrastruktur sinnvoll. Außerdem sollten verstärkt Kleinbauern mit ihren Bedürfnissen und Erfahrungen mit einbezogen werden. Die Beachtung von traditionellen Gefügen ist für eine nachhaltige Entwicklung unabdinglich. Somit könnte statt einer Expansion von Großunternehmen tatsächlich die Ernährungssicherheit und Entwicklung der lokalen Bevölkerung gestärkt werden.
Fußnoten und Quellen:
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