Unsere billigen Smartphones beruhen auf Kinderarbeit
Das Smartphone ist aus dem Alltag nicht mehr wegzudenken – für soziale und berufliche Kontakte, die Informationsgewinnung und zur Unterhaltung ist es uns ein ständiger Begleiter. Damit boomt die Branche: Die durchschnittliche Nutzungsdauer eines Smartphones eines deutschen Nutzers beträgt 18 Monate. 1) statista: Prognose zur Anzahl der Mobiltelefonnutzer in Deutschland von 2013 bis 2019 ( in Millionen) – Stand 25.01.2016 Ein elementares Material für die Herstellung von Smartphones und anderen Elektroartikeln ist Kobalt. Für den Abbau dieses Rohstoffs riskieren Menschen täglich ihr Leben – darunter tausende Kinder. Aus dem am 19. Januar 2016 veröffentlichten Bericht „This is what we die for“ von den Menschenrechtsorganisationen Amnesty International und Afrewatch ( African Resources Watch ) geht hervor, dass alle bedeutenden globalen Elektronikhersteller wie Sony und Apple keine kinderarbeitsfreie Produktion garantieren können. 2) Amnesty International: Smartphone-Hersteller profitieren von Kinderarbeit – Stand 21.01.2016
Kobalt wird für wiederaufladbare Batterien und Akkus verwendet, die für alle modernen Elektronikprodukte wie Smartphones, Laptops und auch Autos unabdingbar sind. Der Abbau des Kobalts in der Demokratischen Republik Kongo erfolgt unter menschenunwürdigen Bedingungen: Die Arbeiter schuften oft 12 Stunden täglich, manche sind über 24 Stunden untertage. Beim Abbau in den Minen sind sie von Einstürzen bedroht, das Auswaschen der Mineralien erfolgt unter der sengenden Sonne. Die meisten Arbeiter haben keine Sicherheitsausrüstung oder Schutzkleidung. Viele klagen über Probleme der Atemwege und extreme Rückenschmerzen – das alles für einen Hungerlohn von ein oder zwei Dollar pro Tag. Unter den Arbeitern befinden sich viele Kinder, manche sind nicht älter als sieben Jahre. Das Kinderhilfswerk UNICEF schätzte 2014, dass etwa 40.000 Minderjährige allein in den Minen des Südens in der DR Kongo arbeiten. Besonders für Kinder ist der Umgang mit Kobalt ohne Schutzkleidung extrem gesundheitsgefährdend. Durch die Arbeit bleibt vielen Kindern der Schulbesuch verwehrt. 3) Amnesty International: Exposed: Child labour behind smart phone and electric car batteries – Stand 21.01.2016
Das Kobalt wird über Zwischenhändler an das chinesische Unternehmen Huayou Cobalt, einer der größten Kobaltverarbeiter weltweit, verkauft. Batterie- und Akkuhersteller kaufen bei dem Unternehmen ein und beliefern international bekannte Unternehmen wie Apple, Dell, Lenovo, LG und Samsung, aber auch Daimler und VW. 4) taz: Kongos blaues Wunder – Stand 21.01.2016
Die menschenunwürdigen Arbeitsbedingungen stehen in enormem Gegensatz zu dem Wohlstand, den diese Unternehmen mit ihrer glänzenden Welt aus modernster Technologie ausstrahlen. Die meisten der Unternehmen berufen sich auf eine Null-Toleranz-Politik gegenüber Kinderarbeit. Allerdings ist dies unnütz, solange die Lieferketten intransparent sind und keine Kontrolle der Arbeitsbedingungen erfolgt.
Dafür plädiert Amnesty International sowohl an die Unternehmen als auch an die Regierungen, für mehr Transparenz in den Lieferketten und Mindeststandards in Bezug auf Arbeitsbedingungen und Sicherheit zu sorgen. 5) Amnesty International: Exposed: Child labour behind smart phone and electric car batteries – Stand 21.01.2016 „Globale Unternehmen dürfen sich nicht darauf berufen, dass sie angeblich nicht überprüfen können, woher wichtige Mineralien in ihrer Produktion kommen.“, so Verena Haan von Amnesty International Deutschland.“ Ein Bruchteil der Milliardenprofite pro Jahr könnte dafür investiert werden, die Arbeitsbedingungen in allen Herstellungsschritten zu überprüfen. 6) Business& Human Rights Resource Centre: Amnesty Itl.& Afrewatch report exposes child labour behind smart phone& electric car batteries – Stand 21.01.2016
Für die Bundesrepublik Deutschland ist die Demokratische Republik Kongo eine der zehn wichtigsten Rohstofflieferanten. Das Land ist eine der rohstoffreichsten Regionen weltweit. Trotzdem leben etwa 70 Prozent der Bevölkerung unterhalb der Armutsgrenze. 7) Bundeszentrale für politische Bildung: Fallstudie Demokratische Republik Kongo: Rohstoffreichtum, Armut und Konflikte – Stand 25.01.2016 Bis heute treiben die Kampfhandlungen der bewaffneten Gruppen täglich hunderte Menschen in die Flucht: 2014 mussten 493.000 Kongolesen fliehen, die meisten befinden sich in den Nachbarstaaten. 8) Bundesamt für Migration und Flüchtlinge: Flucht und Asyl: Aktuelle Zahlen und Entwicklungen – nicht mehr verfügbar 2015 stellten bis Ende August 17 Kongolesen einen Asylantrag in Deutschland. 9) Lexas: Asylanträge in Deutschland nach Herkunftsländern – Stand 25.01.2016 Die Warlords und Rebellengruppen finanzieren sich maßgeblich aus den Profiten der Ressourcen des Landes. Rebellen, Milizen sowie Teile der staatlichen Armee nehmen Schutzzölle und bereichern sich an der Ausbeutung der Arbeiter in den Stollen, in denen Rohstoffe wie Kobalt und Coltan abgebaut werden. 10) Bundeszentrale für politische Bildung: Fallstudie Demokratische Republik Kongo: Rohstoffreichtum, Armut und Konflikte – Stand 25.01.2016 Aus der DR Kongo stammt mehr als die Hälfte des weltweit geförderten Kobalts. 11) Spiegel Online: Kobaltminen im Kongo: Kinderarbeit fürs Smartphone – Stand 21.01.2016 Anstatt aber dem Land und der Bevölkerung zu nützen, erfolgt der Abbau unter enormer Ausbeutung, an der sich die korrupte Regierung und Warlords, globale Unternehmen und letztlich auch wir als Konsumenten bereichern.
Fußnoten und Quellen:
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